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Späte Freiheit Ruhestand

Vom Gelingen der dritten Lebenshälfte

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Aktive Lebenshilfe

Zwei Arten, Geld auszugeben

Ich kann Geld für zwei grundsätzlich unterschiedliche Dinge ausgeben: für einen (für mich) wertvollen Gegenstand oder für ein (für mich) wichtiges Erleben. Und es gibt den beglückenden Idealfall: Wenn sich beides miteinander vereint. Und sich das Erlebte mit der erworbenen Sache fest verbindet. Wenn ich Erlebtes materiell und ideell als körperliches und geistiges Eigentum davontragen und die beiden Eigenschaften – wo und wann ich will – immer wieder zu authentischem Erleben wiedererwecken kann. Wenn Körper, Geist und Seele zugleich durch Berührung, Erinnerung und Demut beglückt werden.

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„Geburtsfehler“

Stellt Euch vor: Meine Geburtsurkunde ist nicht mehr auffindbar (das kommt davon, wenn man sein Leben aufräumt …). Womit ich konsterniert feststelle, dass es mich gar nicht gibt … Zumindest im bürokratisch-juristischem Sinne bin ich überhaupt nicht vorhanden, nie zur Welt gekommen. Es gibt mich administrativ nicht. Folgerichtig kann ich sie – weil ohne Papiere – gar nicht verlassen, diese Welt. Ich bin also auch gleichzeitig unsterblich. Leider nur im juristisch-bürokratischen Sinne.

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Unverfügbarkeit im Alter

Foto: Wolfgang Schiele

Mit dem Eintritt in die Rentnerzeit sind wir grundsätzlich nicht mehr verfügbar – zumindest für den bisherigen Arbeitgeber. Mit dem Übergang in den Ruhestand haben wir uns dem Zugriff fremder Auftraggeber entzogen. Wir sind frei, unabhängig, weisungsungebunden. Wir dürfen unsere Unverfügbarkeit ausleben …

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Das Buzzwort mit den drei p

Der Begriff Kipppunkt (was für ein Schriftwunder der deutschen Sprache!) ist in aller Munde (man weiß gar nicht wie man die ppp´s alle aussprechen soll …). Vor allem, wenn man von den klimatischen Umbrüchen spricht, denen die Menschheit aktuell ausgesetzt ist. Nun gibt es einen neuen Bezug zu diesem Prachtwort: zum menschlichen Körper nämlich …

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Endstation Waldfriedhof

Das sogenannte „Baumhoroskop“ nach keltischem Vorbild – der Erinnerungsgarten in meiner Geburtsstadt Aschersleben

Eine geliebte Freundin und Nachbarin wurde am Wochenende beigesetzt. Nun bin ich zwar ab und an auf Friedhöfen unterwegs; allerdings mag ich nicht die Trauerzeremonien, die der Grablege vorangehen. Erinnern sie doch daran, dass man selbst auch sterblich ist. – Doch hier ging es um die letzte Ehrbezeugung, die Verabschiedung auf den letzten Wegabschnitt, die Wertschätzung einer Person, die das eigene Leben nachbarschaftlich mitgeprägt hat. Da seit dem Todesfall bereits vier Wochen vergangen waren, fuhr ich bereits in einer gewissen Vortrauerstimmung zur kleinen Kapelle auf unseren Waldfriedhof, um am Ritual einer anonymen Urnenbeisetzung teilzuhaben.

Die Trauer als Emotion ist nach meinem Mentor Sebastian Mauritz die „Hüterin der Werteerinnerung“: Der Verlust erst macht uns vollständig bewusst, was wir eigentlich verloren haben. Im Alltag des Zusammenlebens war die Welt in Ordnung; Respekt und Achtung zwischen uns Nachbarn bildeten ein gewisses Grundrauschen an gegenseitiger Wertschätzung. Jetzt, wo die permanente Abwesenheit einer Person allgegenwärtig ist, stellen die mit ihrem Tod abhanden gekommenen Werte eine neue Qualität dar. Wir trauern weniger ihm, dem Menschen, sondern ihnen, den entschwundenen Werten, nach.

Namensschilder an den Säulen, die die Urnenbeisetzung personalisieren

Die Trauerfeier vollzog sich im kleinen Familienkreis; dazu waren einige enge Freunde und Bekannte eingeladen. Im Mittelpunkt stand die offizielle Trauerrede – eine Rückschau und Würdigung der Lebenszeit – die „Laudatio auf das Leben“ – sie will uns den Verstorbenen als guten, schönen und wahren Menschen hinterlassen. Recht so! Der Nachruf, eine Aufwertung der Verstorbenen, nutzt traditionell (und meist unbewusst) das Sprachmodell von Milton H. Erickson (kurz: „Milton-Modell“) mit seinen Generalisierungen, Verzerrungen und Tilgungen. Am ehesten fielen mir die Tilgungen auf: das Weglassen wichtiger Details und Zusammenhänge, das Verschweigen teilweise existenzieller Vorkommnisse. Vieles, was der Trauergemeinde bekannt war (und wohl auch wichtig erschien), wurde ausgeblendet. Bosheiten, Verletzungen und Schicksalsschläge wurden getilgt – obwohl sie zum Leben eines jeden von uns hinzugehören (… aber das möchte auf einer Trauerfeier – auch nicht im kleinsten Kreise – niemand hören. Vielleicht ist man ja selbst verstrickt in das Ereignis oder sogar dessen auslösende Ursache gewesen …). Dann folgten die Verzerrungen: Umschreibungen und vorsichtige Umwidmungen von Geschehnissen, die Entschärfung und Milderung von Lebenstatsachen. Und sogar der Versuch einer Versöhnung mit Vorkommnissen, die noch immer den überlebenden Familienclan belasten könnte … Generalisierungen kamen nur wenige vor, wohl deshalb, weil die Rede sehr persönlich gehalten war.

Beispiel für einen „Eiche-Menschen“

Soweit zu den gesprochenen Worte der Urnengrabrede. Beim sog. Totenschmaus verzichten die Anwesenden weitgehend auf die Kriterien des Milton-Modells. Die Gespräche am Tisch drehen sich um das wahre Leben im Schattenfeld der Laudatio. Dort geht es nicht mehr um die „Persona“ nach C. G. Jung, ihr Auftreten und ihre Haltung nach außen, um das äußere Erscheinungsbild. Sondern um die Wahrheit und Wahrhaftigkeit der Person, des Menschen und seines Umfeldes zu Lebzeiten. Dort wird die überschwere Truhe der familiären Fragezeichen und Heimlichtuereien ein Stück weit geöffnet. In kleinen Gruppen ergänzen und komplettieren die Trauernden (gewollt oder unbewusst) ihr vorhandenes Insiderwissen um neue Mosaiksteinchen – und das Bild der Verstorbenen wird vervollständigt. Mal in die eine, mal in die andere Richtung. Mal wohlwollend, mal taktlos. Manch familiäres Rätsel, Dunkel oder Mysterium wird hier postuliert oder entschlüsselt. Das Gute daran: Auch wenn einiges unerträglich, unverständlich oder absurd erscheint: der Mantel des Trauerns legt sich über das neu erlangte Wissen und die Erkenntnisse werden tröstlicher und versöhnlicher. So werden wir am Ende eines Menschenlebens die Trauerrunde mit „Aha“- und „Oha“-Erkenntnissen über den Verstorbenen und sein früheres Umfeld verlassen. Und ins Herz schließen …

Weil wir auch nur sterbliche Menschen sind.

PS: Wer mehr über das Baumhoroskop auf dem Ascherslebener Friedhof wissen und sehen möchte, der/die schaue bitte hier nach: https://wp.me/p7Pnay-Z6

Vielen Dank für Ihr/Euer Interesse und beste Grüße

Wolfgang Schiele

Freiwillig emeritierter (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienztrainer für angehende Senioren

© Wolfgang Schiele, 2024 | Coaching50plus | info@coachingfiftyplus.de

Endlich 70! Oder: Warum uns unsere Eltern nicht mehr gratulieren …

Fast unser gesamtes Leben lang wollen wir nach außen hin jünger erscheinen, als wir wirklich sind (mit zwei Ausnahmen: als Kinder und mit der Aussicht auf den 18 Geburtstag!). Mit 70 hat man ein Alter erreicht, in dem sich die Furcht vor dem Älterwerden verwandelt in den Stolz der eigenen Reife. Ich habe eine wichtige Hürde genommen – das 7. Jahrzehnt Lebenszeit ist vorbei – die Sicht auf die 80 ist die neue 60!

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„Fotoschnipsel“ – Motiv und Wirkung (14) – „Der KIKI-BOUBA-Effekt“

In der Gestalttheorie gibt es einen Effekt, der bereits 1929 vom deutschen Psychologen Wolfgang Köhler beschrieben wurde. Es ist die Ähnlichkeit zwischen der lautlichen Form von Worten und der geometrischen Form von Figuren. So klingen Namen, die viele A, O oder U geschmeidiger und harmonischer als Namen, die viele I und E enthalten. (Man nennt die ersteren auch dunkle und die letzteren helle Vokale.) Vergleichen Sie selbst: Welcher Vorname klingt „schärfer und spitzer“, welcher „runder und geschwungener“: Brigitte oder Ramona?
Wir sprechen hier vom „KIKI-BOUBA-Effekt“.

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Im Gleichgewicht

Foto: Wolfgang Schiele

Letztens las ich, dass die Lebenszeit abhängig davon sei, wie lange man seinem Körper ausbalancieren kann. Je früher man das körperliche Gleichgewicht verliert, desto eher würde man versterben. Habe ich sofort nachvollzogen, weil viele ältere Menschen schneller umknicken und sich dann den Klassiker einhandeln: einen Oberschenkelhalsbruch – eine Erfahrung, die ich bereits im familiären Umfeld machen musste. Also gegensteuern hieß die Devise!

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So schließt sich der generative Kreis …

Seit einiger Zeit „signiere“ ich meine Beiträge hier oder bei LinkedIn mit dem Zusatz „freiwillig emeritierter (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager“. Das hat seinen Grund: Ich habe zum Jahreswechsel 2023/2024 meine Freitätigkeit als Trainer und Coach auf Honorarbasis eingestellt. Ursächlich hat mich die nach Corona abflauende Auftragslage dazu bewogen. Hinzu kommt, dass ich keine Zeit weiter darauf verschwenden wollte, vermehrt zeitaufwendige und nervige Ausschreibungen zu bedienen. Der dritte und vielleicht wichtigste Anlass war jedoch mein Wunsch, mich mehr mit meinem Hobby, der Natur- und Landschaftsfotografie, zu befassen. Schließlich warten Zehntausende von archivierten Fotografien auf ihre Sichtung und im Hinterkopf entstanden erste Gedanken für ein Buch, das sich vorrangig mit den emotionalen Motiven der Fotografie auseinandersetzen soll.

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