
Vor ein paar Tagen erhielt ich eine E-Mail von einer Zeitungsredaktion. Ob ich bereit sei, ein Interview zum „Empty-Desk-Syndrom“ zu geben …
Was für ein Syndrom bitte? Krankheitsanzeichen eines leeren Schreibtisches?
Doch langsam dämmerte es mir! Es ging um die Bedeutung der Arbeit im Leben – oder anders gesagt: Wie ergeht es Menschen, die ihren Schreibtisch am Ende des Berufslebens räumen (müssen) – und was löst dieser Vorgang in ihnen aus?
Die Trennung vom geliebten (?) Beruf. Die mögliche Inhaltslosigkeit mit dem Eintritt in den Ruhestand. Die innere Leere nach der „Entberuflichung“.
Aber: Will die Mehrzahl aller Menschen aktuell nicht so früh wie möglich in den Ruhestand, Rente oder Pension genießen? Ja, genau das war bisher meine langjährige Erfahrung aus Training und Coaching mit Ruhestandsanwärtern. Und dennoch: Mit dem (selbst gewünschten oder ungewollten) Rückzug aus der Berufstätigkeit verändert sich das Leben auf tiefgreifende Art und Weise. Denn der leere Schreibtisch ist nicht einfach nur ein Sinnbild für den formalen und finalen Abschluss einer Lebensphase oder ein Symbol für die jahrelange Existenzsicherung: er ist viel mehr. Denn er hat den meisten Nutzern viele Jahre lang etwas bedeutet: ein berufliches Netzwerk, die Anerkennung der Leistungen durch die Vorgesetzten (so hofft man wenigstens), den Respekt der Kollegen vor der fachlichen Expertise, den Status einer klar definierten sozialen Rolle, den Stolz über die erreichten persönlichen Erfolge, die Identifizierung mit den Zielen und Werten seines Unternehmens und schlussendlich auch die weitgehende Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit …
Ich selbst habe meinen persönlichen, nicht selbst gewollten Abgang aus dem Beruf aufgearbeitet und einen Teil davon in mein erstes Fachbuch einfließen lassen. Das hat mich vielleicht vor dem bis dahin nicht bekannten „Empty-Desk-Syndrom“ oder gar einer Altersdepression bewahrt. Doch wie ging/geht es Euch/Ihnen mit dem Rückzug aus dem Arbeitsleben? Ist das Leere-Schreibtisch-Syndrom eher eine Last oder eine Lust?
Ich für meinen Teil bin gespannt auf die fertige Kolumne in der hessischen Tageszeitung. Und da ich den Beitrag veröffentlichen darf, werde ich ihn den Followern meines Blogs und den Gruppenmitgliedern bei „Smart aging – gelassen altern“ natürlich nicht vorenthalten!
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager
© Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de

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