
Bisher habe ich die beiden Adjektive „gelingend“ und „erfüllend“ im Zusammenhang mit der dritten Lebensphase häufig genutzt. Und habe mir über die kleinen, aber feinen Unterschiede nur wenige Gedanken gemacht. Doch plötzlich fragte mich jemand im normalen Leben danach, ob ich bisher eher ein gelingendes oder ein erfüllendes Arbeitsleben gehabt hätte und was mir in meiner dritten Lebensphase wichtiger erscheine: ein erfüllender oder einen gelingender Ruhestand …
Nun könnte man die Frage auch ganz einfach beantworten. Nämlich damit, dass man ein „Sowohl-als-auch-Leben“ hatte und weiterhin auch zu führen beabsichtige. Sofern früher zutreffend bzw. später erwünscht. Aber so einfach ist es dann wohl doch nicht und ich begab mich auf Bedeutungssuche. Und begann mir die entsprechenden Dingwörter anzuschauen, von denen sich die Adjektive ableiteten: das Gelingen und die Erfüllung.
Dingwörter oder Substantive sollen Lebewesen oder Dinge klar beschreiben. Und in der Tat: Regelmäßig benennen sie etwas, was man sehen, anfassen – und wie einer meiner Lehrtrainer einmal sagte – „in eine Schubkarre“ legen kann. Geht aber nicht mit „Erfüllung“ und „Gelingen“ – sie lassen sich einfach nicht greifen. Also erweitern wir die Definition des Substantives um Sachen, die man fühlen kann. Diese fallen bei mir dann in die Unterkategorie der „Werte“. Und sie sind in dieser Eigenschaft zugleich „eingefrorene“ Prozesse, Verläufe, Tätigkeiten. Sie beschreiben statische Zustände.
Beginnen wir mit dem Hauptwort Gelingen. Im Englischen erscheint im Google-Übersetzer der Begriff „succeed“ – ein Synonym für den Erfolg. Andere Quellen vermelden Glück, Sieg und Triumph. Oder Karriere, Geld und Zufluss. Oder gar Beute. Wenn etwas gelingt, dann hat man also etwas zu einem Durchbruch, einem ersehnten Ziel geführt – oder überspitzt gesagt: erbeutet. Irgendwie habe ich das Gefühl. dass mit dem Gelingen eher die materielle Seite des Lebens gemeint ist: Durch eigenes Zutun oder Bestreben tritt außerhalb von mir etwas ein.
Aber war das mein Leben? Zumal ich im tiefsten Innern auch weiß, dass mir bei weitem nicht alles gelungen ist! Und die Millionen sind mir auch nicht zugeflogen …
Nun zur Erfüllung. Zu den gefundenen Synonymen gehören u. a. Wohlbehagen, Zufriedenheit und Genugtuung. Oder auch Durchdringung, Ausfüllung, Anerkennung und Dankbarkeit. Wieder beim Englischen nachgefragt finden wir das Wort „fulfilment“ – oder sehr frei übersetzt: „etwas voll Gefülltes“. Hier spüre ich eher den immateriellen Background. Dass mich nämlich etwas in den Bann zieht oder mich gefangen nimmt. Mich ausfüllt und erfüllt. Etwas, das mich dankbar und demutsvoll macht und was mich befriedigt – oder besser sogar: befriedet! Hier geschieht etwas in meinem Innern – auch, ohne im wahren Leben immer ein Bestreben zum guten Abschluss zu bringen.
Nun, was die Zukunft betrifft, entscheide ich mich am besten für ein erfüllendes Leben. Es muss nicht gelingen im Sinne von Erfolgen oder Siegen. Es soll mich erfüllen, meine inneren Werte stärken und bestätigen.
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager
© Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de

25. Juli 2023 at 16:21
Sehr schön! Und: Optimal wär´s. Aber mir hat das Leben gezeigt, dass ich mich oftmals klar entscheiden musste – und somit habe ich für ich auch dieses Mal eine klare Entscheidung getroffen.
Eine schöne gelingende und erfüllte Zeit noch!
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25. Juli 2023 at 14:54
Ein gelingendes und und erfüllendes Leben, am besten beides und zusammen. Wann gelingt es? Wenn wir am Ende sagen können: „Das, was mich in dies Leben hineinführte und mich leitete, habe ich – trotz mancher Widerstände – erreicht und anderen damit etwas geben können, womit sie leben können.
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25. Juli 2023 at 14:47
Auf jeden Fall ist das Foto der 2 Orchideenblüten zauberhaft, bzw, diese sind zauberhaft.
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