
Nur mal angenommen Ihre Lebenserwartung würde 120, 150 oder gar 200 Jahre sein – würden Sie dann auch mit 63 in Rente gehen wollen? Was, sagen Sie, das ist Unfug, den ich da erzähle? Mitnichten.
Ein lohnendes Geschäft
Viele Pharma-Start-Ups in den Vereinigten Staaten von Amerika sind mit Milliarden von Dollar an Risikokapital ausgestattet und haben sich auf den Weg gemacht, das Zeitalter des gesunden Alterns zu propagieren. Denn der grundlegende Mechanismus des Alterns ist offengelegt! Und es hört sich nach einem überaus lukrativen Geschäft an: Wissenschaftler der Harvard University und der London School of Economics haben errechnet, welch gesamtgesellschaftlicher Nutzen sich aus dem Wegfall eines einzigen Jahres an Altersleiden ergäbe: 38 Billionen Dollar – allein in den USA! Das hat die Anti-Aging-Industrie nachdrücklich auf den Plan gerufen.
Nicht allein die Lebenserwartung zählt!
Aktuell werden die Männer in Deutschland durchschnittlich 78, die Frauen 83 Lebensjahre alt (Tendenz im dritten Jahr in Folge leider etwas rückläufig, wie man aus dem Gesundheitsministerium hört …). Jeder Zuwachs an erwartbaren Lebensjahren ist allerdings bisher hart erkauft, denn in der Regel verlängert sich nicht der vitale und mobile, sondern der letale und morbide Zeitanteil unserer dritten Lebensphase. Im statistischen Schnitt quälen uns die letzten 13 unserer Erlebensjahre mit altersabhängigen Erkrankungen. Und das bedeutet in erster Linie einen immensen Verpflegungs- und Behandlungsaufwand für unsere alternde Gesellschaft. Bis Ende 2050 ist jeder vierte Mensch weltweit über 60 Jahre alt. Allein in Europa würde die Versorgung der Alten fast die Hälfte des Bruttosozialproduktes kosten.

Was die Zellen „reboot- und resetfähig“ gemacht?
Die Vorstellung eines langes Lebens, möglichst ohne Krankheiten, oder sogar die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ist so alt wie die Menschheit selbst. Und gerade deshalb befassen sich sehr viele Forscher, u. a. auch Steve Horvath, damit. Den endgültigen Durchbruch hat wohl seine Entdeckung der „Lebensuhr“ oder „Horvaths Clock“ – später auch „pan-tissue-clock“ – genannt, gebracht. Er entdeckte einzigartige Muster chemischer Markierungen auf unserer menschlichen DNA. Damit kann man in allen menschlichen Geweben das tatsächliche genetische Alter berechnen. Das Ganze funktioniert bei 353 Stellen im Erbgut. Und geht präzise: auf 99,7% genau – für alle Gewebe und Organe. Und dann die wichtigste Botschaft: Diese Marker erzeugen das Altern – und sie können an- und abgeschaltet werden!
Forschung allerorten
Und nicht nur die Fortschritte an der „Horvath-Uhr“ gehen weiter. Ein aus Blut gewonnener Extrakt, das sog. E5, ließ das Alter von Versuchstieren auf mehr als die Hälfte zurückspringen. Das kann bis zurück ins Embryonalalter gehen – weiß man heute. Deshalb muss die Verjüngung an entsprechender Stelle auch gestoppt werden. In Cambridge, Stanford, an der Uni Kyoto und in San Franzisco gibt es gut ausgestattete Labore. Und nicht umsonst ging der Medizin-Nobelpreis 2012 an einen Altersforscher: Shinya Yamanaka, der faktisch das Dogma der Entwicklung „von jung nach alt“ umkehrte. Und was erst, wenn es gelingt, auch den Geist zu verjüngen …
Also es gibt eine neue Richtung: Weg vom Alter, der Jugend entgegen!

Folgenreiche Zeiten brächen an
Bei aller Euphorie und Zukunftsfreude: Was passiert, wenn die verschiedenen Generationen nebeneinander – bis zu 5, 6 oder gar 7 – und gemeinsam älter werden würden? Eine Revolution an sich: Wie würde z. B. die Erdbevölkerung wachsen? Welchen Wert bekäme das Leben an sich? Wie würden wir auf Verluste bei unseren Lieben umgehen, wie uns selbst fühlen? Wie würde sich der Generationenkonflikt entwickeln? Wie würde neu das Bruttosozialprodukt verteilt werden? Andererseits: Man könnte viele Berufe lernen, viele Partnerschaften eingehen. Wir könnten eine Unzahl persönlicher Projekte mehr zu Ende bringen …
Der Kreis schließt sich (leider?) nicht
Doch zurück zur Ausgangsfrage: Würden Sie immer noch mit 63 in Rente gehen, wenn Sie 130 werden können? … Was würden Sie im Ja-Falle dann tun im 2., 3. oder 4. Beruf? Wie würden Sie sich persönlich fühlen in einer Position der extremen Langlebigkeit? Welche lange Liste der Lebensträume würden Sie sich noch erfüllen? – Aber langsam: Ich glaube, dass wir als Babyboomer darüber nicht wirklich spekulieren sollten. Bis zur praktischen Umsetzung wird noch viel Zeit vergehen und neben den Überlegungen zu den gesellschaftlichen Auswirkungen viel Forschung zu den Risiken und Nebenwirkungen erfolgen müssen …
(Quelle: DIE ZEIT, N° 47/2023, Ulrich Bahnsen „Glückwunsch, du wirst 150 Jahre alt werden“)
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de

28. November 2023 at 10:10
Nun ja, vielleicht liegt es auch mit an den Arbeitsumständen, dem Arbeitsumfeld, den Arbeitsanforderungen. Menschen, die in ihrer Arbeit aufgehen, Sinn darin sehen und ihre eigenen Werte auch im Job ausleben können, arbeiten gern weiter. In meiner LinkedIn-Gruppe „Smart aging – gelassen altern“ gibt es einige Mitglieder, die aktiv für eine (Frei-)Tätigkeit im Rentenalter aktiv werben – und viele follower haben. Ich bin jetzt im 70sten – und habe bis jetzt Trainer- und Coachingdienstleistungen angeboten – Arbeit kann sehr viel Spaß machen, wenn man sie selbst gestalten und darüber bestimmen kann.
Eine schöne Woche und eine gute Zeit!
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27. November 2023 at 22:35
Als ich in meinem Beruf startete, lag das Pensionsalter bei 60 Jahren für Frauen, spätestens mit 63. Inzwischen ist bei 66,11 Jahren (für meinen Jahrgang) und für Männer und Frauen gleich. Aus Gründen gelang mir die Pension mit 64,9 Jahren. Die Berufsjahre seit meinem 60. finde ich nach wie vor zu viel. Ich bin immer noch sehr müde und erschöpft. Ich würde immer so früh wie möglich rausgehen. Arbeit, arbeit, arbeiten … das kann es doch nicht sein. Da bleibt so viel anderes ungelebt, was ich auch gern tue … Jeder Mensch ein Künstler, eine Künstlerin …
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