
Nachdem ich meine 50 Jahre alten Tagebücher gefunden und wieder für mich erschlossen habe, befinde ich mich stundenweise in einer anderen Welt. Und es ist beglückend und motivierend, weil ich mit jeder Zeile – sei sie positiv wirkend oder deprimierend – eine Art Altersregression durchlebe, Mein Körper schüttet Dopamin aus und dadurch nimmt meine innere Gelassenheit weiter zu. Es ist ein wahrer Stimulus in einer von schlechten Nachrichten durchwobenen Welt und einer Jahreszeit, die uns viel zu wenig Sonne und Licht spendet. Der Körper lechzt nach geistiger Coolness und sucht jedweden Positivimpuls, um wieder Zuversicht und Zukunftsmut zu schöpfen.
Mal laden die frühen Texte zum Schmunzeln ein, mal sind sie aus heutiger Sicht ein sprachliches Chaos, das wohl der früheren pubertären Unruhe und Ungeduld geschuldet ist. Und wieder ein andermal sehe ich mich mit Episoden und Ereignissen konfrontiert, die lange in den neuronalen Netzwerken meines Kopfes verschüttet waren. Auffällig ist meine bereits vor über 50 Jahren einsetzende, intensive Beschäftigung mit den Fragen des Glücks und des Lebenssinns. Schon damals – noch vor meiner Ausbildung zum Ingenieur – hatte ich das Bestreben, die beschriebenen Dinge mit Zeichnungen, Grafiken oder Bildern zu ergänzen. Die Visualisierung gehörte von früher Jugend an zu meinen Leidenschaften. Und auch die Fotografie kam ins Spiel, was damit begann, dass ich meinem Vater schon in jungen Jahren seine Kamera abschwatzte und damit durch die Welt zog.

Ja, es sind die vielen Bilder, die sich aus den gelesenen Zeilen formen und mich zurücktragen in eine Zeit, die im Rückblick verklärtermaßen eine harmonische und wohltemperierte zu sein schien. Und die vielen lebendigen Episoden, die im Geiste aus den Bildern entstehen, das Laufen lernen und sich manchmal wie ein Abenteuerfilm abspulen lassen. Geschriebenes und Abgelichtetes aus der frühen Lebenszeit, zu der ich das zeitliche Gefühl verloren habe und nach Anhaltspunkten fahnde, die mich ankern könnten. Es ist ähnlich wie in dem Ausspruch Arthur Schopenhauers, der gesagt haben soll:
„Vom Standpunkt der Jugend aus gesehen, ist das Leben eine unendlich lange Zukunft; vom Standpunkt des Alters aus, eine sehr kurze Vergangenheit.“
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr freiwillig emeritierter (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2024 | Coaching50plus | info@coachingfiftyplus.de

31. Januar 2024 at 13:24
Ja, das ist bestimmt schade – aber mit 60 haben wir noch 30 Jahre Tagebuchschreiben vor uns 😉
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31. Januar 2024 at 13:22
Genau so!
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31. Januar 2024 at 12:44
Da gibt es viele Gelegenheiten, sich zu freuen. und auch, sich zu besinnen….💕🌌🙏🌸🍀🌞🌹
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31. Januar 2024 at 10:53
Mit Sechzig bedaure ich zur Zeit, daß ich erst spät mit dem Tagebuchschreiben angefangen habe. Aus den wichtigsten Zeiten meines Lebens habe ich so nur sehr, sehr wenige Erinnerungen.
Vor allem für die Zeit von Mitte 1988 bis zum (meiner Meinung nach unglücklichen) Umschlagen von „Wir sind DAS Volk“ in „Wir sind ein Volk“ wäre aus heutiger Sicht ein Tagebuch dringend notwendig gewesen.
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