
Ich fange mal so an: Bei den Parfümeuren gibt es drei wichtige Dufterlebnisbereiche. Sie sind angeordnet wie in einer Pyramide. An ihrer Spitze – und nur für Minuten, wenn nicht sogar für Sekunden erlebbar – entfaltet sich die Kopfnote. Ihre sinnliche Wirkung, ihr Werben für unsere Gunst entscheidet oftmals darüber, ob uns das Parfum verführt und wir es kaufen werden. Der Auftakt muss also überzeugen! Oft werden zitrische und luftige Duftstoffe eingesetzt, die leichtflüchtige Aromen enthalten. Die Kopfnote zuoberst erfüllt nur kurz den Raum und unser durchschnittlich trainierter Geruchs- und Geschmacks(!)-Sinn verliert sehr schnell die Erinnerung an den ersten olfaktorischen Trigger.
Dann entfaltet sich unaufhaltsam die darunterliegende zweite Bouquetebene. Sie setzt – allerdings für mehrere Stunden – die sogenannte Herznote frei. In der Herznote finden wir den Charakter, die Seele des Odeurs wieder. Diese Mitte der Duftpyramide wird durch Aromen gebildet, die möglichst nachhaltig wirken und Akzente für unser sinnliches Gedächtnis setzen sollen. Oftmals werden fruchtige, erdige oder blumige Duftkomponenten verwendet.
Im letzten, dem unteren und am längsten wirkenden Teil der Pyramide befindet sich die Basisnote. Sie ist verantwortlich für die Tiefgründigkeit, Nachhaltigkeit und auch für die Haltbarkeit eines Parfüms. Die Fachleute bringen hier häufig holzige und harzige Nuancen zur Anwendung. Oftmals kommt die Basisnote orientalisch daher und vermittelt eine wärmende Wirkung. Sie hält viele Stunden lang und manchmal erreicht uns ihr „Nachhall“ sogar noch am nächsten Tag.
Warum schreibe ich das hier alles? Weil ich einen Zusammenhang zur Fotografie sehe! Die „Kopfnote“, dieses erste Zusammentreffen unseres visuellen Sinns mit dem abgebildeten Motiv ist entscheidend dafür, ob ich mich weiter mit dem Bild beschäftige oder nicht. Sie ist der Auslöser unserer Faszination, die Fessel unseres Interesses und die Ursache für eine längerfristige Bindung zum Foto. Oder eben auch nicht …
Die „Herznote“ eines Fotos erschließt sich durch die Assoziationen, die es auslöst und durch die Ästhetik, die es ausstrahlt. Wir erkennen bestimmte Muster und Leitgedanken, die das Foto ausmachen, analysieren die technische Umsetzung und nehmen die Motivgestaltung visuell bewusst wahr. Es entsteht eine erste Ahnung davon, welche Idee der Bildgestalter bei der Aufnahme verfolgt haben könnte.
Mit der „Basisnote“ beginnt unsere innere Bildinterpretation – wir merken, wie sich langsam eine Geschichte um das Bild herum entwickelt. Ob sie mit der des Fotografen zusammenpasst, werden wir in den seltensten Fällen erfahren. Was beim Parfüm für die Haltbarkeit sorgt, das ist beim Bild der visuelle Nachhall: Wir möchten es gern im Gedächtnis behalten oder uns auf ein Wiedersehen freuen, weil es angenehme Gefühle auslöst. Hat das Foto in uns also die Hürde des Kurzzeitgedächtnisses genommen, so kann sich die „Basisnote“ ins Gedächtnis einbrennen und das Motiv zu einem immer wieder gern besuchten Sehnsuchtsziel entwickeln …
Wer den Auftakt meiner neuen Reihe verpasst hat, kann gern hier nachlesen: https://wp.me/p7Pnay-6Rz.
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2024 | Coaching50plus | https://coachingfiftyplus.de

17. Februar 2024 at 18:17
Danke, das wünsche ich Ihnen auch.😊
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17. Februar 2024 at 18:02
Schön, dass es Ihnen gefallen hat, liebe Gisela Benseler – und besonderen Dank für´s Teilen! Und vor allem: Ein entspanntes Wochenende!
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17. Februar 2024 at 15:41
Bei diesem Rosenfoto kommt einem das Parfum aus allen 3 Ebenen entgegen.
Es hat mich so angezogen, daß ich den langen Text bis zuende gelesen und alles dann mehrmals geteilt habe…
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