Als bekennender Zitatesammler habe ich seit vielen Jahren eine Kalenderedition erworben, die mit passenden Fotos versehen ist: Im Mittelpunkt steht das Bild und nimmt etwa dreiviertel des Kalenderblattes ein, darunter – auf dem restlichen Viertel des Blattes – steht der Sinnspruch. Ich finde es kreativ, wie man zu einem Zitat ein Bild finden kann, das mit der Bedeutung des Zitates harmoniert, es unterstreicht oder sogar noch verstärkt.

Eines Tages kam mir die Idee, die beiden getrennten Bestandteile des Kalenderblattes zu fusionieren – praktisch zu verheiraten. Dabei sollte das Zitat als integriertes Element im Bild selbst stehen. Für die Verbindung von Zitat und Fotografie benötigte ich noch einen Begriff – nach kurzem Überlegen entschied ich mich für die Bezeichnung „Zitatografie“.

Übrigens: Was man in Netzwerken oft sieht, sind Kombinationen von Zitaten mit den Abbildungen der Zitatgeber. (Dabei wäre im Zweifel zu klären, ob nicht durch das Foto des Abgebildeten ggf. auch Urheberrechte verletzt werden.) Allein das Zitat in Verbindung mit dem Porträt oder Foto des Urhebers schafft in meinen Augen keine wirkliche Assoziation zum Inhalt des Ausspruches, weil der Sinnbezug fehlt. Eine Verstärkung der Textaussage kommt somit nicht zustande.

Und eine weitere Feststellung: Zitate mit verbundenen Abbildungen werden gern als sog. „Netzfunde“ gekapert und veröffentlicht – d. h. sie sind weder autorisiert noch vom Urheberrecht gedeckt. Als Fotograf finde ich das – ungeachtet juristischer Bedenken – recht dreist und anmaßend.

Mittlerweile habe ich etliche hundert Zitatografien zusammengestellt. Als oberste Prämisse bei der Entwicklung dieser kleinen Werke gilt für mich, dass jeweils ein fremdes Zitat mit einem eigenen Bild verheiratet wird. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen verletzt man keine Urheberrechte, spart Kosten für den Bildankauf und kann auch noch Werbung für seine eigenen Bildwerke machen. Mein digitales Archiv, das geschätzt über 40000 eigene Fotografien enthält, versetzt mich hoffentlich auch weiterhin in die Lage, genügend passende Bilder zu finden. Wobei ich mich zuallererst auf meinen Kopf, sprich meine Bilddatenbank darin verlasse. Lese ich ein Zitat, so springt automatisch ein Suchmechanismus an. Mein Gehirn beginnt eigenständig in den mentalen Ordnern zu scannen, um die Quelle, den physischen „Ablageort“, für ein passendes Bild zu finden.

Wichtig ist vor allem, dass die Kombination von Bild und Schrift stimmig ist. Keines der Teile soll dominieren (was natürlich auch im Auge des Betrachters liegt …). Schriftbild und Schriftart sollen möglichst mit dem Foto harmonieren, die Platzierung der Schrift darf das Bild nicht zerstören oder zerstückeln. Im Idealfall harmonisieren Text und Bild auch noch farblich … Da ich in 90% der Kreationen auf mein persönliches Archivmaterial zurückgreife, will und kann ich die Bilder nur sehr begrenzt „manipulieren“. Das heißt, dass hauptsächlich das Motiv diktiert, welcher Gestaltungsspielraum für die Schrift – und damit das Kleinkunstwerk insgesamt – bleibt.

Die Schrift muss sich also rein technisch dem visuellen Motiv, so wie es ist, anpassen. Sie benötigt dafür ausreichend Platz und muss kontrastreich genug sein, um gut lesbar zu werden. Die besten Bilder taugen nichts für die Zitatografie, wenn der Schriftzug nicht integrationsfähig ist und das Bild nicht unterstützt.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Wolfgang Schiele
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