Foto: Wolfgang Schiele

Im Dezember des vergangenen Jahres habe ich in mehreren Beiträgen über den Umgang mit meinem digitalen Vermächtnis berichtet. Also mit all den Dingen, die – zum Teil existenziell – mit meinen Accounts, Netzwerken und digitalen Dienstleistern verbunden sind. Um Weihnachten herum konnte ich einen vorläufigen Schlussstrich unter dieses wichtige Kapitel der Datenaufarbeitung und -hinterlegung machen.

Nun bin ich einen weiteren Schritt gegangen: Ich habe meine Jahre lang gepflegten Ordner kritisch durchgesehen und auf den meiner Meinung nach minimal notwendigen Teil an Hardcopies reduziert. Was im Klartext heißt: Alles, was über den zeitlich verpflichtenden Vorgaben zu fiskalischen Aufbewahrungspflichten meiner früheren Firma „Coaching50plus“ und im privaten Bereich liegt, ist bedingungslos (!!!) durch den Reißwolf gegangen!

Nach anfänglichen Unsicherheiten und Sentimentalitäten (!) bei der Durchsicht hat sich mein Verstand durchgesetzt! Und ich konnte etwa drei Viertel aller Ablagen entsorgen. Wobei dieser Akt des Aufräumens und Entrümpelns – genauso wie beim digitalen Erbe – bei weitem nicht an einem einzigen Tag zu schaffen war. Auch deshalb, weil ich bei der Durchsicht, in der Auswahl und vor der Exekution an vielen Unterlagen hängenblieb, sie überflog – und damit sofort eine geistige Zeitreise zurück in frühere Lebensphasen verbunden war. Schon beim bloßen Erfassen einzelner Vorgänge, insbesondere aus meiner ersten Berufszeit, entstanden Bilder, entwickelten sich mentale Kurzfilme und alternative Ideen. Wegbegleiter erstanden auf, Diskussionen wurden wieder präsent, Rührung und Betroffenheit stiegen in mir auf.

Und natürlich Fragen:
Warum hatte ich mich damals genau so (und nicht anders) entschieden?
Was wäre gewesen, wenn ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte?
Was waren die Motive und Begleitumstände eben dieser Entscheidungen?
Wer und was hat mich seiner Zeit beeinflusst?
Und: Bin ich mit dem Verlauf, dem Fortgang nach bestimmten Entscheidungen aus heutiger Sicht damit im Reinen? Bereue ich Ungetanes oder kann ich die Episoden wohlwollend in meinen Lebenslauf integrieren? Ist es ein versöhnlicher oder ein verbitterter Rückblick? —

Nach der „Säuberung“ der Aktenlage überkam mich ein Gefühl der Zufriedenheit und Gelassenheit. Ich fühle mich nun NOCH freier von Vergangenem, als das ohnehin schon durch meinen Übergang in den Ruhestand der Fall war. Auch der letzte Lastenrest der beruflichen Verantwortung ist nun vollständig entsorgt und die Bindung an jegliche abhängige Arbeit endgültig aufgehoben. Mit der Entrümpelung von Papier ging auch die Liquidation letzter sentimentaler Gedanken einher. In einem kurzen Satz zusammengefasst bedeutet das: ICH FÜHLE MICH UNENDLICH BEFREIT!

Abschlussfragen: Wer ist gerade auch beim Aufräumen, Entrümpeln und Entsorgen seines Lebens? Und wenn ja: Was macht es mit Euch? Wie geht es Euch damit? Werdet Ihr etwas vermissen?

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!

Euer freiwillig emeritierter (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele

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