Früher war alles viel besser, äh: viel einfacher! Wie haben uns weniger selbst überwacht (überwachen lassen). Und daher war alles unaufgeregter, glaube ich …

Einfaches Beispiel aus diesen Tagen: Seit 2014 muss der Reifendruck am Auto mit Sensoren überwacht werden (hat wohl einmal zu viel einen Pneu auseinandergerissen …). An einem Morgen stelle ich nach dem Start des Autos fest, dass der Reifendruck eines Rades um 0,5 bar gesunken ist. Und mache mir Gedanken, warum wohl: Nächtliche Kälte, Nagel eingefahren, böser Nachbar …? (Später stellt sich heraus, dass die Befestigungsplatte des Sensors am Schlauch korrodiert, womöglich wegen des Tausalzes auf den Straßen …). Nun checke ich mehrmals täglich die Druckparameter in meinem Autodashboard (und nicht nur die …).

Also bitte! Früher hatte ich keine beunruhigende Erwartungshaltung dahingehend, dass ein Reifen defekt sein könnte. Das Auto fuhr – und fertig. Und wenn es denn doch Luft verlor, dann habe ich das irgendwann am schlappen Reifen gesehen und mich um Ersatz bemüht. Heute hingegen – nervöse Anspannung, dass am/im/ums Auto herum irgendetwas nicht funktionieren könnte. Bin immer wieder in leichtem Stress, wenn ich vor dem Start die Daten der „Fehlermeldezentrale“ durchsehe … Wird hoffentlich keine Zwangshaltung im neurologischen Sinne.

Jede Überwachung (auch die Selbstüberwachung) löst in uns eine Erwartung aus – die meist mit einer negativen Aussicht verbunden ist (warum sonst sollte man Parameter auch überwachen?). Mit vielen Beobachtungs-, Kontroll- und Verfolgungssystemen machen wir uns das Leben nicht immer leichter. Auch meine Smartwatch ist so ein Ding, das – angeschafft vor allem zur Schlafanalyse – mich täglich regelrecht antreibt, täglich 10 Kilometer zu Fuß zu gehen. Schaffe ich sie nicht, steigen auch schon mal durchaus Schuldgefühle auf. Und ich will das Ziel am Ende doch noch erreichen.

Also immer im Maß bleiben, die Übersicht behalten und nicht den Maschinen mit ihrer Kontrolltechnik die Macht überlassen. Denn schon heute könnten mir Algorithmen mit hoher Genauigkeit meinen Todestag, ja sogar die genaue Stunde vorhersagen – und das möchte wohl keiner angekündigt haben wollen. Schon gar nicht von Sensoren und künstlicher Intelligenz.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!

Ihr freiwillig „emeritierter“ (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele

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