Die Felsen von Dover kurz vor der Einfahrt in den Hafen – Foto: Wolfgang Schiele

Ich bin seit vielen Jahren Kunde bei CEWE – einem Fotobuchhersteller. Mittlerweile habe ich über ein Dutzend davon entworfen und als Unikate für den Familiengebrauch geschaffen. Dabei macht es besonderen Spaß, mit den verschiedenen Formaten zu spielen, mit unterschiedlichen Papierqualitäten zu experimentieren und wechselnde Bildhintergründe auszuprobieren. Als letztes entstand die „Rundfahrt durch Südengland“, die ich nach einer Reise im Mai 2025 schon im Folgemonat fertiggestellt habe. Ein Bildband im XXL-Format, in dem ich u. a. mit doppelseitigen Großformaten herumprobiert habe …

Was macht (für mich) ein Fotobuch aus? Welcher Reiz, welcher Impuls, welcher Sinn steckt dahinter? Warum wende ich einen großen Teil meiner Zeit dafür auf, um ein gedrucktes Unikat aus Bildern zu erstellen, die ich bereits kenne? Was spornt mich an, was treibt mich dazu?

Ich gehöre zu den Menschen, die am besten mit Bildern lernen. Mein visueller Wahrnehmungssinn scheint ausgeprägter zu sein als die anderen Sinneskanäle. Ich bin ein dominant-visueller Typ. Was sich anders nicht einprägt, übersetzte ich in Skizzen, Bilder, Grafiken. Die fotografiere ich mental ab und kann sie jederzeit reaktivieren und rekonstruieren. Meine Welt lebt aus ihren Bildern heraus, weniger aus den geschriebenen und gesprochenen Worten.

Bilder sind wie Projektionen des eigenen Ich. Ich spiegele mich in ihnen wider. Man lege mir ein vor Jahren aufgenommenes Foto vor – und ich werde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den Ort wiedererkennen und die Umstände der Aufnahme rekonstruieren können.

Fotobücher sind für mich die Bewahrer meiner visuellen Vergangenheit. Sie sind ein starker roter biografischer Faden, an dem ich meine Lebenszeit festmachen kann. Die einzelnen Bücher in chronologischer Folge nebeneinander gelegt, ergeben die Vita meiner außerberuflichen Aktivitäten und meine Reise durch die reale Welt.

Die gedruckten Aufnahmen lösen wiederholt Reflexionen über vergangene Lebensabschnitte aus. Die sinnliche Verinnerlichung des Gesehenen wird verstärkt durch die differenzierte Gestaltung und Anordnung der Fotografien. Das Schöne ist, dass die Erlebnisse und damit auch verbundenen Erkenntnisse beliebig oft aufgerufen und jedes Mal neu interpretiert werden können.

Meine Fotobücher enthalten ganz wenig Text. Und trotzdem kann ich viel über die abgebildeten Orte und Plätze, die damaligen Geschehnisse und Hintergründe berichten. Sie sind biografisches Gedächtnis und Vermächtnis zugleich. Und wie bereits gesagt: Man kann mal eben so im Leben herumblättern, und schauen, und staunen, und erinnern, und versöhnen, und verstehen, und verlieben, und umdenken …

Der legendäre König Artus auf Tintagel Castle in Südengland – Foto: Wolfgang Schiele

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!

Ihr freiwillig „emeritierter“ (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele

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