
Lassen Sie uns durch die Gärten dieser Welt spazieren gehen! – Was, das sei in diesen Zeiten nicht so einfach? Nun ja, man muss sie ja nicht auf fremden Kontinenten suchen. Man fahre nach Berlin, dort in den östlichen Stadtbezirk Marzahn – und schwupps … hat man, ohne den Flieger zu bemühen oder lange Schiffsreisen zu unternehmen, die volle Packung Natur – und zugleich ein Stückchen Völkerkunde. Fast vor der eigenen Haustür, greifbar nah und preiswert, liegen sie geballt in einem Stück grüner Lunge der Hauptstadt …
.. die „Gärten der Welt“! Mittlerweile sind es neun, wenn man den Rosengarten dazuzählt: sogar zehn! Die heutigen Gärten der Welt wurden anlässlich der 750-Jahrfeier Berlins im Jahre 1987 im Ostberliner Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf als Berliner Gartenschau eröffnet. Ein weitläufiger Park, der von Naturerlebnissen, über Kunst und Kultur, bis hin zu Freizeit und Muße für Jung und Alt einiges zu bieten hat. Das Ganze aktuell für Normalos zum Preis von 7,– € (man kann sich aber auch die 2% Mehrwertsteuer auszahlen lassen, aber wer macht das schon …). Für die gastronomische Versorgung ist an vielen Orten gesorgt. Die großen Frei- und Liegeflächen bieten in Symbiose mit den wunderschön gestalteten Gartenanlagen einen unvergleichlichen Erholungseffekt.

Der „Orientalische Garten“, der „Ort der vollkommenen Zufriedenheit“, wurde 2004 errichtet und schon ein Jahr später für die Besucher freigegeben. Im Zentrum der streng rechteckigen, mit einer vier Meter hohen Mauer umgebenen Gartenanlage, steht eine Brunnenschale, von denen vier Wasserbecken mit Fontänen ausgehen und den Gast beim Beschauen der Orangen, Agaven, Oleander, Rosen und Palmen begleiten. Man betritt den Garten durch eine Empfangshalle im nordafrikanischen Stil. Die Anlage wurde von Marokkanern entworfen, teilweise in Marokko gefertigt und ganz im Stil islamischer Gartenkunst in Berlin aufgebaut und hervorragend gepflegt und gewartet.



Die älteste, thematisch gestaltete Gartenanlage ist der „Chinesische Garten“. Für mich ist und bleibt er das Highlight des Kienberggebietes. Mit 2,7 ha Fläche ist er der größte chinesische Park in Europa. Der Garten ist ein Geschenk der Stadt Peking an die Berliner und trägt den Namen „Garten des wiedergewonnenen Mondes“. Der Gartenname steht symbolisch für die Wiedervereinigung der Stadt Berlin zur Wendezeit. Facharbeiter aus Peking führten die Arbeiten aus. Im Zentrum des Gartens liegt ein See, dessen Uferbereich von kleinen Brücken, aus China mitgebrachten Felsen und Felsformationen sowie verschiedenen Schmuckelementen und kleinen Gebäuden umsäumt wird. Er ist im Stile chinesischer Gartengelehrter gestaltet und vereint harmonisch die sieben Elemente Erde, Himmel, Wasser, Steine, Gebäude, Lebewesen ud Pflanzen.





Der dritte Garten, über den ich berichten möchte, ist der „Englische Garten“. Er entstand in Vorbereitung des Freizeitgeländes für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2017. Seitdem gibt es auch eine Seilbahn, die die Besucher unter anderem auf den höchsten Punkt der Anlage, den Wolkenhain mit einer Aussichtsplattform (120 m), bringt. Zurück zum Engländer: Er wurde bereits 2012 konzipiert, 2016 fertiggestellt und dann anlässlich der IGA 2017 in das Gesamtensemble eingeschlossen. Die Gartenanlage gruppiert sich um ein typisch englisches, reetgedecktes Cottage herum und besteht u. a. aus einzelnen Gartenzimmern mit Rosenbeeten, Staudenbeeten, einem Gemüsegarten und einem Obstbaumhain. Alles wunderbar farblich aufeinander abgestimmt. Selbst für die Tiere sind naturbelassene Wiesen vorgesehen. Und wen wundert´s: auch eine typisch englisch teatime kann man hier genießen.



Die vierte Gartenanlage stammt wieder aus dem asiatischen Raum: der „Japanische Garten“. Er nennt sich „Garten des zusammenfließenden Wassers“ und wurde von einem Tempelpriester und Gartenbaumeister aus Yokohama entworfen. Seine Eröffnung fand im Jahre 2003 statt. Auf engstem Raum ist es hier gelungen, abwechslungsreiche Erlebnisräume zu schaffen: im vorderen Teil durchwandern wir einen Wassergarten, dann folgt in der Mitte ein aus Steinen angelegter Zen-Garten und den Abschluss bilden Rasenanlagen. Vom Chaya (einem japanischen Pavillon) aus kann man besonders kunstvoll geharkte Kiesflächen betrachten. Durch die besonders dichte Abschirmung des Gartens nach außen kann man im Garten Ruhe und Gelassenheit finden und über das eigene Sein nachdenken.



Der „Italienische Garten“ wurde ganz im Stile der Renaissance entworfen und umgesetzt. Den Rahmen für den Garten „Giardino della Bobolina“ bilden verschnittene Eiben. Der Name stammt von der in Italien sehr beliebten Garteskulptur Bobolina, die sich im Parterre der Anlage befindet. Im Zentrum der streng symmetrisch gegliederten der Anlage befindet sich ein Brunnen, der die Strenge ein wenig auflöst. Die Gestaltung des Gartens erinnert an die florentinischen Gärten des 16. Jahrhunderts. Er ist mit mannigfaltigen mediterranen Pflanzen bepflanzt.



Der „Karl-Foerster-Staudengarten“ wurde anlässlich der IGA 2017 neu gestaltet und restauriert. Im aktuell gemäßigten Sommer ohne (bisher) lang anhaltende Hitze zeigt er seine volle Wuchskraft und Pflanzendichte.



Der „Koreanische Garten“ ist ein Geschenk der Stadt Seoul an Berlin. Er umfasst eine Fläche von rd. 4.000 Quadratmeter und zeichnet sich durch eine abwechslungsreich gestaltete naturnahe Landschaft, Höfe, reichen Figurenschmuck und einen Pavillon aus. Wie viele andere Gärten ist auch er ein originales Beispiel fremdländischer Gartenkultur. Er wurde 2005 von koreanischen Bauhandwerkern, vorwiegend mit Materialien aus Korea, errichtet. Faszinierend ist auch hier die geschickte Gestaltung eines fremdländischen Kulturraums auf einer sehr begrenzten Grundfläche, die immer wieder neue Blickachsen freigibt und interessante Fotomotive bietet.



Der „Rosengarten“ ist ein für die IGA 2017 völlig neu gestalteter Bereich des Gesamtparks. Die frühere Anlage war schon ein wenig heruntergekommen – und nun erstrahlt der rekonstruierte und erweiterte Garten in seinen ganzen Glanz und überrascht mit einem Farbenrausch für die Sinne …



Ein Garten, den wir nur „eingehaust“ erleben können, ist der „Balinesische Garten“. Denn er benötigt tropische Bedingungen für seinen Fortbestand. Dafür wurde 2017 das bis dahin existierende Gewächshaus mit einer großem Tropenhalle überbaut. Der Garten zeigt eine typische Wohnanlage des südlichen Bali. Man darf drei Schreine bewundern und viele tropische Pflanzen, darunter die „Pagodenblume“, mein Blumenfavorit hier im Park. Die drei Schreine auf den hohen Sockeln erhalten in Bali (und auch hier in Berlin) täglich neue Opfergaben aus Blumen, Früchten und Räucherstäbchen. Und wenn man Glück hat, dann kann man eine gemeinschaftliche Andacht balinesischer Familien im Garten beobachten.



Last but not least … der „Christliche Garten“. … Der „Raum der Sprache und des Wortes“, der dem Kreuzgang eines typischen Klostergartens nachempfunden ist, bildet das Kernstück des Christlichen Gartens. In ihm werden modern gestaltete Texte aus der Bibel gezeigt, die durch Zitate aus der abendländischen Philosophie und Kultur erweitert und ergänzt werden. Die Textabschnitte sind in Form gegossener, goldfarbener Buchstaben aneinandergereiht. Wer Zeit und Muße mitbringt, kann die Textpassagen gern entschhlüsseln. Die Texte reflektieren die Beziehung des Menschen zur Natur und thematisieren den Garten als Sinnbild des christlichen Lebens. Er soll übrigens demnächst einen neuen Nachbarn bekommen: den Jüdischen Garten.



Der Kienbergpark hat noch viele weitere Attraktionen zu bieten; so z. B. in den internationalen Gartenkabinetten aus Australien, Südafrika und vielen anderen Staaten. Es lohnt sich also für alle Berlinbesucher ganz bestimmt, der Anlage einen mehrstündigen, wenn nicht sogar einen ganztägigen Besuch abzustatten.



Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2020 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
20. Juli 2020 at 11:16
… manchmal sind „bequeme“ Reisen eben auch schöne Reisen …
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20. Juli 2020 at 10:58
Diese kleingroße frische Garten-„reise“ kam mir jetzt sehr kommod.
Dankeschön dafür, ist ja einer schöner wie der andere!
Gruß von Sonja
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