
Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich regelmäßig unser Gesundheitszustand – der physische wie auch der psychische. Viele Abbauprozesse verlaufen schleichend, aber irgendwann chronifizieren sich die Symptome und die Krankheit oder die seelische Störung nistet sich fest in unserem Körper ein.
Manchmal erreichen uns die körperlichen Attacken wellenförmig – dann wissen wir, dass wir die gesundheitliche Störung für eine Weile wieder in den Griff bekommen. Doch mit fortschreitender Zeit sind wir auf Therapien und Medikamente angewiesen, die in vielen Fällen Einfluss auf den Lebensablauf und die Struktur unseres Ruhestandsalltages nehmen und uns zugleich einen Teil Lebensfreude kosten (können).
Wie lange unsere gesamte dritte Lebensphase andauern wird, können wir (glücklicherweise?) nicht vorhersagen. Wir kennen eine gewisse biologische Grenze (a. 120 Jahre), aber die Allermeisten von uns werden (können oder wollen) sie gar nicht erreichen. Die Angst, in einer langen Reihe von Jahren ans Bett, ans Krankenhaus oder an die Intensivpflege oder gar -station gefesselt zu sein, wird immer gegenwärtiger, je älter wir werden. Und diese Zeit der Immobilität und Unselbstständigkeit sehnen wir nicht gerade herbei.

Die dritte Lebensphase unterteilt man gern in zwei Abschnitte: in den vitalen Teil und den labilen Teil. Und, der Vollständigkeit halber: den letalen Teil.
Im vitalen Abschnitt plagt uns das ein oder andere Zipperlein, aber wir sind in der Lage mit Selbstvertrauen, Optimismus und Humor unsere Ziele zu erreichen, eigenverantwortlich den Alltag zu strukturieren und selbst gestaltend unser Leben zu organisieren. Unser Ziel sollte sein, diesen Lebensabschnitt durch eine gesunde Lebensführung, durch die Pflege von Netzwerken sowie altersadäquate geistige und körperliche Aktivitäten so lang wie möglich auszudehnen. In dieser Zeit haben wir die einmalige Gelegenheit, all das nachzuholen, auszuführen und zu genießen, was uns während einer langen Arbeitsphase nicht vergönnt oder nicht möglich war.
Im labilen Abschnitt sind wir eingeschränkt in unseren körperlichen – und oft auch schon, wenn auch in geringerem Maße, den geistigen – Kompetenzen und Fähigkeiten. Die Tagesform unterliegt bereits größeren Zustandsschwankungen: Wir werden in unserer Selbstwahrnehmung unsicher, trauen uns weniger zu und misstrauen unserer Umgebung. Die Perioden persönlicher Selbstsicherheit und aktiven Tuns werden kürzer und schneller abgelöst durch Phasen schneller Erschöpfung und des Missmuts; manchmal auch des Zukunftspessimismus. Vorher noch angepeilte Ziele werden verworfen und endgültig ad acta gelegt.

Zwischen dem vitalen und dem labilen Abschnitt liegt für mich der „Point of no Return“ – nach dem eine Rückkehr in die Welt der selbstbestimmten, unbeschwerten Vitalität, Mobilität und Regsamkeit nicht mehr möglich ist. Wie lange die vitale Phase – gemessen an der Gesamtzeit des ´Ruhestandes – währen wird, können wir ebenso wenig vorhersagen, wie wir unsere individuelle Lebenserwartung kennen.
Fazit: Wir sollten in unserer dritten Lebensphase so lange wie möglich versuchen, uns im vitalen Bereich aufzuhalten und einzurichten. Dieser Bereich ist m. E. in gewissen Grenzen beeinflussbar, soll heißen, man kann ihn in bestimmtem Umfang verlängern. Das bedarf einer lebensbejahenden inneren Haltung und einer gewissen Verhaltensdisziplin. Und der Überzeugung, dass das Leben – ungeachtet seines nahenden Endes – (auch) weiterhin einen Sinn macht.
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
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