
Die Krankenkasse DAK veröffentlichte gerade eine Statistik über die Zunahme von psychischen Störungen in den vergangenen 20 Jahren. Die Ausfallzeiten haben sich von 0,7 Arbeitstagen im Jahre 1997 bis 2017 auf mehr als das Dreifache erhöht: Arbeitnehmer fehlen heute bereits 2,4 Tage pro Jahr. Wie gesagt mit psychopathologischen Diagnosen. Was sagt das über unsere berufliche Tätigkeit, über unseren Alltag, über unser Gesundheitswesen und schlussendlich über uns selbst aus?
Unstrittig ist wohl der Ansatz, dass unsere Arbeitswelt zu immer mehr stressbedingten Erkrankungen führt. Dabei ist interessant, dass aktuell weniger Burnout-Symptome diagnostiziert werden, dafür aber mehr depressive Störungen verschiedener Schweregrade auftreten. Auch außerhalb unseres beruflichen Umfeldes werden wir mit einer ausgeprägten Digitalwelt konfrontiert, die unsere Psyche mit immer mehr Ablenkungen, Reizen und Informationen regelrecht terrorisiert. Dazu kommt, dass offensichtlich in jüngster Zeit Patienten eher bereit sind, sich ihre psychischen Probleme einzugestehen und sie zumindest im Arztgespräch anzusprechen. Die Summe aus allem spiegelt den statistischen Anstieg der Seelenstörungen wider.
Was tun? Wir benötigen einen „analogen“ Ausgleich in Form von mehr Naturverbundenheit, Beziehungspflege und innerer Selbstzuwendung. Wir müssen aufpassen, dass unsere menschliche Kommunikation in Zeiten der digitalen Transformation nicht weiter verkümmert als das bisher bereits der Fall ist, Tablet und Smartphone nicht unseren Verstand ersetzen und Beziehungen zu anderen Menschen nicht zum reinen Signalaustausch werden. Leider sind wir – was das Verständnis des eigenen Selbst betrifft – mehrheitlich Analphabeten und/oder Legastheniker. Wen wundert´s? Wir lernen in Schule und Ausbildung nichts über unsere Psyche und die seelische Komplexität unseres Selbst (außer wenn wir uns beruflich gezielt darauf ausrichten). Was uns als gesellschaftliche Norm verkündet wird, ist: Du sollst funktionieren, musst Spitzenleistungen erbringen! Fast alles, was wir im Leben beigebracht bekommen, war leider nur nach außen gerichtet, auf das Ich-Ferne fokussiert und überging – ich möchte fast sagen – grob fahrlässig die Einheit von Körper, Geist und Seele. Wir werden in eine Welt entlassen, die wir erkennen und verändern sollen, ohne uns selbst verstanden zu haben. Für den Krankheitsfall des Körpers kennen wir diverse Hausmittelchen; für den Schnelle-Hilfe-Umgang mit unserer Psyche fehlen uns die einfachsten Basiskenntnisse. Dabei ist es gar nicht so schwierig, Grundlagenwissen darüber, wie wir ticken, zu vermitteln. Aber vielleicht ist es auch nicht wirklich gewollt, dass wir uns selbst erkennen und steuern können …

Ich bin sehr dankbar dafür, eine Bühne für den Umgang mit den „Geheimnissen“ der Psychologie gefunden zu haben. In einer Weiterbildungseinrichtung, die sich die Reaktivierung von Arbeitslosen und Rehabilitanten auf die Fahnen geschrieben hat. Vor fünf Jahren gestartet mit dem Versuch, in gerade mal sechs Lektionen in den Teilnehmern ein „Selbstverständnis“ für das eigene Verhalten zu erzeugen, stehen nunmehr 20 Seminar-Bausteine als Hilfe zur Selbsthilfe zur Verfügung. Um den Bogen zur eingangs erwähnten statistischen Zunahme von psychischen Erkrankungen zu schlagen: Das ist letztlich eine Form präventiver Unterstützung für Menschen, die merken, dass etwas in ihnen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Sind ihnen erst einmal die Zusammenhänge in der Funktion unserer Seele bekannt und verständlich und wissen sie um die möglichen Ursachen eines bestimmten Eigenverhaltens oder einer seelischen Disbalance, so können sie selbst versuchen, eigene Wege aus der Krise heraus zu finden. Das, so meine ich, ist ein Schritt zur Verringerung psychiatrischer Diagnosen: durch eigenverantwortliche individuelle Prävention und hausgemachte Verhaltenstrainings seine eigene Psyche resilienter, widerstandfähiger gegen die Einflüsse einer sich schnell verändernden Welt zu machen.

So, wie ich früher als Ingenieur ein „kaufmännisches Minimum“ nachweisen musste, sollte man heute Menschen in Basislehrgängen – oder besser bereits in Schule und Ausbildung – über sich selbst aufklären. Neben der Vermittlung von psychologischem Grundlagenwissen bediene ich mich verschiedener therapeutischer Ansätze und im Personalcoaching genutzter Tools. Die Teilnehmer arbeiten mit Fragebögen und Tests, üben in der Gruppe oder Kleingruppe und werden zum aktiven Mitgestalter der Seminare. In meinem Blogbeitrag unter https://wp.me/p7Pnay-1Cn habe ich einen ersten Überblick über meine Themen veröffentlicht. Mittlerweile stehen die nächsten vier in den Startlöchern:
16. Gemeinsam arbeiten – … wie Teamarbeit am besten klappt
17. In der Zwickmühle: „Sie müssen sich schon entscheiden!“
18. Besser streiten – oder: Wie man Konflikte erkennt und löst
19. Emotionen und Mimikresonanz – Wie wir Gesichter besser lesen können
20. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – die Abwehrmechanismen unserer Seele
Zum Nutzen für die Teilnehmer gehört u. a., dass sie Personal-Fragebögen verstehen und richtig bearbeiten lernen, ein Verständnis für wertschätzende und zielgerichtete Kommunikation entwickeln, dem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen, eigenes Verhalten selbst bewusst steuern können, Reaktionen ihres Körpers auch als Ergebnis ihrer seelischen Verfassung verstehen lernen und sich in stressbehafteten und traumatischen Situationen erste Selbsthilfe zu leisten.
Für Unternehmen und Organisationen kann ich mir verschiedene Seminare im Rahmen des BGM vorstellen, um die Belegschaften fit zu machen für die hereinbrechende „VUKA-Welt“ (siehe auch https://wp.me/p7Pnay-1DW) und die anstehenden Umwälzungen der Industrie 4.0. mit all ihren Belastungen auf unseren Kopf und Körper. Als kompakte Zweitagesveranstaltung biete ich einen Workshop mit dem Titel „Positiv denken, psychisch gestärkt handeln“ an (https://www.coachingfiftyplus.de/angebote_43.php?aktiv=40&&aktiv_sub=43). Letztlich können die einzelnen Beiträge auch wertvolle Puzzlesteine für alle Interessierten sein, die „nur“ ein wenig Lebenshilfe für die tägliche Problem- oder Krisenbewältigung benötigen.
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2019 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de
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