Foto: Wolfgang Schiele

In der von mir mitmoderierten Xing-Gruppe „Work – Life – Sense“ (https://www.xing.com/communities/groups/work-life-sense-gruppe-c5cb-1069037/posts) wird jeden Monat ein Kernthema ausgewählt, zu dem sich die Mitglieder intensiver austauschen können. Im Januar war die Reihe an mir, einen Bezug festzumachen, zu der die Kommunikation 2021 beginnen sollte. Ich entschied mich für das Thema: „Mensch und Welt in Veränderung“. Einen meiner Artikel zum Thema habe ich mitgebracht:

Wann verändert sich der Mensch?

Frederico Fellini soll einmal gesagt haben, dass sich die Welt fortwährend verändere, während der Mensch nur eines bleibt: gleich. Er sollte es wissen, denn mit seinen Filmen hat er mehr als einmal gezeigt, dass er über eine ausgeprägte Menschenkenntnis verfügte. Und dennoch: Wir sind veränderlich, sonst würden wir alle ein Leben lang in einer selbstgeschaffenen Komfortzone verharren und tatenlos zusehen, was „da draußen“ geschieht. Die Realität ist tatsächlich eine andere – aber wir müssen schon genau nach den Impulsen schauen, die uns zum Wechsel und Wandel bewegen und uns motivieren, die Schmerzgrenze unserer Komfortzone zu überschreiten. Und danach fragen, mit welcher Impulskraft und welcher Wucht sie auf uns treffen müssen, damit wir uns über den Rand unserer Gemütlichkeits- und Selbstgefälligkeitszone hinausbewegen.
Ich habe für mich vier wesentliche Trigger gefunden, die zu persönlicher Veränderung führen können.

Als erstes wäre da ein intensiver innerer Leidensdruck. Z. B. eine schwere gesundheitliche Störung, die selbst den hartgesottensten Zeitgenossen und Krankheitsverweigerer schlussendlich zum Arzt treiben würde, um einen äußerst unbefriedigenden Zustand umzuwandeln in weniger Belastendes. Oder eine radikale Verschlechterung der eigenen Seelenlage, wenn man feststellt, dass alle bisherigen Bemühungen, z. B. zur Rettung der Beziehung, nicht mehr helfen. Das ist die schlechteste Gruppe von Impulsen, die oftmals vom (Bauch-)Gefühl beherrscht werden und die eine Veränderung des bisherigen Lebensstils oder Verhaltens einfordern.

Dann wäre da ein äußerer existenzieller Druck, ein Gebot oder eine Autorität, die uns veranlasst, unsere bisherigen Gewohnheiten zu verändern. Dahinter stehen unter anderem Normen, Vorgaben, Gesetze, Strafandrohungen und gesellschaftliche Ächtung. Wenn ich z. B. einer Vorschrift im Arbeitsschutz nicht genüge oder gegen die Verschwiegenheitspflicht im Unternehmen verstoße, kann das meine sofortige Entlassung bedeuten, den Job kosten und das Einkommen. Oder die Bank kündigt meinen Kreditvertrag fürs Haus und setzt mich auf die Straße, weil ich die Ratenzahlungen nicht leisten kann. Auch diese Motivation zur Verhaltensänderung gehört zur Gruppe der weniger angenehmen Umstellungsanlässe.

Angenehmer sieht es bei der dritten Triggergruppe für persönliche Veränderungen aus. Das sind die Ermutigungen und Zusprüche, die uns von Menschen erreichen, denen wir vertrauen und deren Vorschlägen wir Folge leisten, weil wir bisher positive Erfahrungen damit gemacht haben. Hinter den von außen kommenden Zusprüchen und Ermunterungen, Hilfestellungen und Rückhalten stehen zumeist Respektspersonen, Vorbilder oder Mentoren, die selbstlos mit Rat und Tat hinter uns stehen und sehr genau wissen, was uns guttut, was unseren Kompetenzen entspricht oder was unsere Mission in dieser Welt ist.

Aber am wertvollsten, am nachhaltigsten und schönsten sind die Impulse, die unseren eigenen tiefsten Wünschen und Intentionen entspringen und für die die Psychologen den Begriff der intrinsischen Motivation geprägt haben. Erst die durch die eigenen Sehnsüchte, die unstillbare Neugierde und die Abenteuerlust ausgelösten Kräfte entfalten in uns die Energie und Tatkraft, die uns frei und selbstbestimmt vorantreibt, Umorientierung bewirkt und Wachstum einleitet.

Mit welchen Veränderungstriggern habt Ihr/haben Sie häufiger im Leben zu tun gehabt? Gab es existenziell bedrohliche Situationen, die zu einer kurzfristigen Verhaltungsänderung geführt haben? Oder hat die Ermutigung eines Vertrauten zu einer Neuorientierung geführt, die einen wesentlichen Teil Deines/Ihres Lebens verändert hat? Ich freue mich auf eine rege Diskussion!

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße

Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienztrainer für Senioren

© Wolfgang Schiele 2021 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de