Foto: Wolfgang Schiele

Wie sind wir persönlich eigentlich angebunden an die verstreichende Zeit?
Welche innere Beziehung haben wir Menschen zur Zeit?
Und wie wirkt sich der Verlauf der Zeit auf unsere Lebensumstände aus?

Über das Phänomen der Zeit streiten sich die Gelehrten schon seit langem. Die einen meinen, sie ist eine fortschreitende Abfolge von Ereignissen in einer bestimmten, unumkehrbaren Richtung. Andere bestreiten, dass es die Zeit als objektive Größe überhaupt gibt und schreiben sie dem subjektiven Empfinden zu. Wieder andere nehmen sie als einen Begleiter von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft wahr, der Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Lebenszufriedenheit und unsere Gesundheit hat. Damit hat sich u. a. die von Martin Seligman begründete Positive Psychologie befasst und festgestellt, dass es verschiedene Zeitperspektiven gibt und diese in uns relativ stabil sind. Man unterscheidet Personen,

die der Zukunft zugewandt sind (1),
die einen negativen Blick auf die Vergangenheit haben (2),
die mit einer positiven Sicht auf das Vergangene durch das Leben gehen (3),
die die Gegenwart genießen (Hedonisten) (4) und
die schicksalergeben in der Gegenwart leben (5).

(1) In die Zukunft orientierte Menschen haben sich persönliche Ziele gesetzt, sind beruflich regelmäßig erfolgreich und stellen ihre hedonistischen Bestrebungen hintenan.
(2) Menschen mit einem negativen Blick auf die Vergangenheit fühlen sich von dieser getrieben, sie bezweifeln die Richtigkeit ihres Lebensweges und können sich von vermeintlich schlechten Erfahrungen nicht trennen.
(3) Der dritte Typus schwelgt gern von der guten alten Zeit, ist traditionell eingestellt und familienorientiert.
(4) Der hedonistische Gegenwartstyp sucht das Vergnügen und ist für Abenteuer zu begeistern. Er gibt Versuchungen, wie Alkohol und Drogen gern nach und beendet oftmals die berufliche Karriere vorzeitig.
(5) Schicksalsergebene sehen ihr Leben als hoffnungslos an und glauben, von äußeren Kräften beeinflusst zu werden. Sie fühlen sich kontrolliert und ausgeliefert.

Zu welcher Gruppe von Menschen zählen Sie sich?
Welche Zeitperspektive ist in Ihnen dominant?
Und was macht das mit Ihnen?

Eine große Zahl von Forschern tendiert dazu, der zukunftsorientierten Perspektive (1) den größten Anteil an Glücksgefühlen und Wohlbefinden beizumessen. Doch Leistungsstress und die Vernachlässigung von Beziehungen wirken sich eher negativ auf die Lebenszufriedenheit aus. Eine andere Gruppe favorisiert die hedonistische Gegenwartsorientierung (4) als entscheidenden Katalysator für das Wohlbefinden. Aber auch hier sind die Glückseffekte beschränkt und spätestens am „Morgen danach“ kommt das böse Erwachen. Nach neuesten Forschungen hat die positive Sicht auf die Vergangenheit (3) den förderlichsten Einfluss auf unser Allgemeinbefinden und unsere Leistungsfähigkeit. Allerdings gibt es auch hier gewisse Nebenwirkungen: Die extrem konservative Haltung macht uns eher immun für Neues und lässt nur bekannte Lösungsansätze zu.

Am besten, so die Positive Psychologie, wäre eine harmonische Mischung aus den drei vorgenannten inneren zeitlichen Anbindungen, sozusagen eine ausbalancierte Zeitperspektive, die die drei Zeitebenen gleichberechtigt berücksichtigt.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!

Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2021 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de