
Es geht um Verknappung. Um Ressourcenschonung. Materielle – und geistige. Das hatte bereits der Philosoph Blaise Pascal erkannt, als er einem Freunde schrieb: „Ich schreibe einen langen Brief, für einen kurzen reicht die Zeit nicht aus.“
Betriebswirtschaftler wissen, dass die Lehre, der sie sich unterworfen haben, von der Endlichkeit und Knappheit der Ressourcen ausgeht. Man müsse Vorräte schonen und an die zukünftige Generationen denken. Ressourcen seien nicht unendlich vermehrbar. Und sie zu verschwenden, wird uns womöglich diese Welt kosten.
Ja, es ist eine Kunst sich kurz zu fassen. Aber auch eine elende Quälerei. Ich weiß, wovon ich rede. Eigentlich ist Beschränkung und Bescheidenheit angesagt, aber diese Idee kostet uns im Gegenzug das Kostbarste, was wir besitzen: unsere Zeit. Sie ist auch so eine Art Vorratsreserve. Hintenraus eigentlich unendlich lang, aber was heißt das schon, wenn man als Mensch nicht in den vollen Genuss der Unendlichkeit kommen kann. Und anhäufeln, horten und stapeln geht nicht und würde sich auch nicht auszahlen.

Früher stand an den wenigen Telefonzellen in der untergegangenen DDR eine Botschaft: „Fasse dich kurz!“ Denn viele wollte fernkommunizieren und konnten es nicht, weil ihnen die Apparate zuhause fehlten. Also musste es schnell gehen, weil viele in die kleinen Zellen wollten und sich Schlangen bildeten. Aber warum eigentlich? Wen wollten sie wo anrufen?
Zurück zur Verknappung. Ich bewundere Leute, die mit wenigen Worten genau das sagen, was andere auch verstehen können. Wenn die Botschaft, für die nun einmal der Sender verantwortlich ist, beim Empfänger bestimmungsgemäß ankommt. Auch, wenn der Inhalt nicht ganz alltäglich ist. Und daran knabbere ich aktuell. In meinem neuen Buchprojekt habe ich mir vorgenommen, Coaching- und Therapiemodelle für die Prävention und Heilung unserer Seele in wenigen Worten für psychologische Laien verständlich zu machen. Ich erwische mich immer wieder dabei, zu weit auszuholen und abzuschweifen. Ich habe bereits zu jedem Kapitel eine Grafik konzipiert, um meine Texte selbsterklärbar zu machen – ohne unnütze Worte. Denn der Buchumfang ist begrenzt, den ich mit dem Verlag ausgehandelt habe. Ich hatte das Vorschlagsrecht der Seitenanzahl – und habe bewusst einen niedrigeren Zeichenumfang festgelegt. Weil ich mich gut kenne und immer wieder mehr erzählen will, als nötig. Resultiert wohl aus meinen früheren Präsenzseminaren, die ich gern mit Geschichten ausschmückte, um narrative Anker zu setzen und Ereignisse zu visualisieren.

Doch das kostet Zeit. Mit fortschreitender Schreibdauer wird es nicht einfacher. Hatte ich die ersten Kapitel im Rohtext in zwei bis drei Tagen zu Papier gebracht, benötige ich jetzt bereits eine gute Woche, weil ich die Abschnitte immer wieder streichen und umstellen muss, damit der logische Faden und das Verständnis bei einem reduzierten Wortanteil erhalten bleiben.
Ja, es ist eine Martyrium. Ein selbstgewolltes. Um mich zu klarerer Sprache und korrekter Ausdrucksweise zu zwingen. Auch, wenn es mehr Zeit in Anspruch nimmt. Ach ja: Trotz allen Mehraufwandes soll es pünktlich im kommenden Frühjahr erscheinen – ein Buch, das den Spagat zwischen der Erklärung psychologischer Formate und Interventionen und deren Nutzung im Selbstmanagement für den reifen Erwachsenen im Ruhestand wagt. Drücken Sie mir gern die Daumen! Und vielleicht findet sich ja im Spätherbst ein follower oder Leser dieser Zeilen, der das Manuskript zur Probe liest und mir noch Hinweise geben und Verbesserungsvorschläge machen kann und möchte. Vielleicht auch zur weiteren Verknappung des Textes …
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2021 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
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