
Es gibt nur ganz wenige Orte auf der Welt, an denen ich tiefe Demut verspürt habe. Demut vor der Natur und Dankbarkeit für die Wunder, die sie hervorbringt. Dieser Ort befindet sich unweit der Herrenhäuser Gärten in Hannover. Es ist das Orchideenhaus im dortigen Berggarten. Eine Oase für die Sinne und ein Ort zum andächtigen Verweilen. Zum Glück gibt es allen Unkenrufen zum Trotz eine Zeitmaschine, die uns – wann wir es wollen – an den Sehnsuchtsort der Vergangenheit zurückbringen kann …

Im Frühjahr 2018, anlässlich eines Seminars zur „Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie“ (PEP), nahm ich mir einen Zusatztag frei und besuchte das von außen unscheinbare Gewächshaus. Und sofort mit dem Eintreten in den für mich heilig wirkenden Ort schaltete mein Körper auf wohlige Entspannung und gelassene Zufriedenheit um. Der Besuch, davon bin ich felsenfest überzeugt, würde bei vielen Menschen ebenso wirken wie eine Psychotherapie. Oder womöglich sogar noch intensiver.

2018 war mein bisher letzter Besuch dort. In den Jahren um 2010 herum hatte ich dienstlich viel in Hannover zu tun, und jedes Mal, wenn sich die Glegenheit bot, lief ich die fünf Kilometer von der Innenstadt erwartungsfroh hinaus in den Berggarten und danach beseelt und verzaubert wieder zurück. Meinen Schatz trug ich bei mir – die Fotos von hunderten prachtvoller Orchideen und Blumenarrangements.

Obwohl Blumen sehr pflegeleichte und geduldige Fotomotive sind, ist es nicht immer leicht, sie ins rechte Licht zu rücken, die spätere Bildwirkung auszutesten oder die Aufnahme seiner freien Dramaturgie zu unterwerfen. Denn man ist nicht allein unterwegs, kann die staunenden Menschen nicht einfach zur Seite drängen, um s e i n Foto zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Räumlichkeiten sehr begrenzt sind und man nicht einfach den Betrachtungswinkel der Motive durch das Umstellen der Pflanztöpfe verändern kann. Und man benötigt natürlich eine ordentliche Portion Licht für gute Aufnahmen – heißt, man sollte sich am besten einen sonnigen Tag auswählen für den Gang ins Orchideenhaus.

Das Orchideenhaus im Hannoveranischen Berggarten beherbergt eine der größten Sammlungen ihrer Art in der Welt. Insgesamt sind 3000 verschiedene Arten aus 320 Orchideengattungen, darunter einige, die an ihrem natürlichen Ursprungsort bereits ausgestorben sind, ausgestellt. In den Anzuchthäusern, die ich zum Teil auch besichtigen durfte, befinden sich mehr als 10% aller weltweit bekannten Arten.

Es ist nicht damit getan, einmal vorbeizuschauen und zu meinen, nun alles gesehen zu haben. Denn saisonal werden immer wieder neue Pflanzen aus den Anzuchtgewächshäusern aufgestellt und verblühende Exemplare ausgetauscht. Und dann stammen sie ja aus allen möglichen Erdteilen und Ländern und haben ihren eigenen jahresabhängigen Wachstums- und Blühverlauf. Es ist daher empfehlenswert zu jeder der vier Jahreszeiten einen (Foto-)Abstecher in den Berggarten zu machen.

Befrage mich bitte niemand zu den Namen, die all diese wunderbaren Pflanzen tragen. Es soll bis zu 30.000 Arten auf der Welt geben. Damit wären bestimmt auch gestandene Botaniker überfordert. Erfreuen wir uns an ihrer Schönheit und schöpfen Kraft aus ihrer Anwesenheit und Pracht. Gerade in Zeiten, in denen die Welt kein sicherer Ort mehr zu sein scheint, können und sollen sie in uns immer wieder positive Emotionen auslösen, die einen Gegenpol zu den abstoßenden und menschenunwürdigen Vorgängen in der Welt sind.

Beim Schreiben dieses Beitrages und beim Bearbeiten meiner Bilder war ich ein wenig der Welt entrückt. Es war so, als wandelte ich durch einen Garten Eden und wünschte mir, dass dieser Spaziergang nie enden möge. Doch jeder Spaziergang findet einmal ein Ende – der heutige an dieser Stelle hier. Doch ich habe bereits beschlossen, einen weiteren zu unternehmen und lade Sie jetzt bereits ganz herzlich dazu ein.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2022 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de
25. März 2022 at 13:41
Das stimmt.
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20. März 2022 at 23:53
Ich glaube, einmal diese Pracht zu erleben, ist eine wunderbare Motivation, immer wieder in den Zauber der Orchideenwelt abzutauchen …
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20. März 2022 at 23:31
Ich war einmal auf der Orchdideen-Ausstellung in Kew Gardens in London. Wunderschön. 🙂
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20. März 2022 at 10:14
Unglaublich schön! Hier kann man lange verweilen und staunen.
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