Foto: Wolfgang Schiele

Der Begriff der „Zeitnot“ stammt u. a. aus dem Turnierschach, mit dem ich mich in jungen Jahren in der Kreisklasse befasst hatte. Dabei geht es um die Bedrängnis, in die man geraten kann, wenn man in einer bestimmten Zeit noch eine Mindestanzahl von Zügen auf dem Brett machen oder zuvor die Partie zum siegreichen Ende bringen muss. Sonst ist die Partie – auch bei besserer Position – verloren.

Geraten wir im Alter in Zeitnot? In die zeitliche Bedrängnis, nicht mehr all die Lebenszüge machen zu können, die uns noch im Kopf herumspuken? Weil wir entweder körperlich oder geistig bald nicht mehr dazu in der Lage sein oder aber sogar sterben werden? Weil ganz einfach die Schachuhr unerbittlich weiter tickt und das rote Fähnchen an der Uhr zu fallen droht …
Können wir also ein Spiel gewinnen, in dem wir noch schnell die Figuren ziehen, um das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden?

Mit dem Übergang vom Beruf in den Ruhestand wird vielen Rentenanwärtern bewusst, dass der Halbzeitpfiff des Lebens schon längst verhallt ist. Die meiste Lebenszeit ist verbra(u)cht, nur ein unbekannter Rest steht noch zur Verfügung. Die Unwägbarkeiten, dass das Verfallsdatum schnell näher rückt und wir bald nicht mehr handlungsfähig sein könnten, sind mannigfaltig.

Foto: Wolfgang Schiele

Wir alle stehen vor der Frage, ob wir die vermeintlich noch zur Verfügung stehende Zeit mit aktivem Tun, mit Freitätigkeit, mit Ehrenamt, mit anspruchsvollem Hobby oder mit einer Beschäftigung als Mentor füllen wollen. Ob wir die Zeit vollpacken sollen mit Aktionismus, rastlosem Handeln und Bedeutung für andere. Oder ob wir die Welt gelassen und relaxt an uns vorüber ziehen lassen, genüsslich aus dem „Ohrensessel der Bequemlichkeit“ heraus all die Dinge um uns ablaufen lassen und sie aus der Ferne vielleicht mit weisen Worten kommentieren möchten.

Schnell kommt dabei die Frage hinzu, welchen Wert die nun schrumpfende Zeit eigentlich hat. Denn wir können sie – auch bei mehr als auskömmlicher Rente – nirgendwo einfach hinzukaufen. Sie wird – weil begrenzt – immer wertvoller. Und noch ideeller als sie schon immer war. Nur haben wir diesem Umstand mit 30 oder 45 Lebensjahren noch keine größere Bedeutung zugemessen und dann mit 55 die Rente als Lebensziel N° 1 herbeigesehnt. Dabei haben wir unbewusst die ablaufende Zeit außen vor gelassen und stellen nun bestürzt fest, dass sie am Auslaufen ist …

Wie kann ich, wie kannst Du, wie können Sie mit der verrinnenden Zeit am besten umgehen? Worin liegt der Königsweg zur ruheständischen Glückseligkeit? Was sollte unbedingt noch erledigt, was kann aus dem Lebensplan gestrichen werden und was trägt nachhaltig zu unserer Gelassenheit und innerem Gleichgewicht bei? Welche Züge auf dem Schachbrett des Lebens wollen wir noch machen, bevor wir als König Mensch schachmatt sind?

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße!

Wolfgang Schiele

(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager

© Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de