Vor gar nicht allzu langer Zeit sah ich einen interessanten Filmbeitrag über Südseeinsulaner und ihre Fahrten über das Meer …
… Wenn sie von einer Insel zu einer anderen Insel gelangen wollen, dann paddeln sie zwar, stellen sich aber vor, dass sich die Zielinsel auf sie zubewegt, sich ihnen annähert, ihnen entgegenkommt. Sie sind der Meinung, ihr Standort bliebe immer der gleiche und die Dinge ihrer Welt, die anderen Inseln des Archipels, würden sich auf sie zu bewegen. Wenn sie etwas verlassen wollen, z. B. eine unwirtliche Insel, dann gehen sie in ihrer Vorstellungswelt davon aus, dass sich eben diese Insel von ihnen wegbewegt, sich entfernt.
Verändern ohne (körperlich) zu handeln
Diese im ersten Moment abstruse Vorstellung verleitet ja zu der Überlegung, dass man sich für eine Veränderung im Leben gar nicht wirklich körperlich bewegen muss. Die Dinge kommen ganz allein auf uns zu oder entfernen sich von uns, wenn wir nur das richtige gedankliche Bild dafür entwickeln. Wie zweckmäßig! Und auch sehr kräftesparend. Allein unsere Vorstellungskraft vermag bereits Veränderungen herbeizuführen! Ich muss mich gar nicht körperlich bewegen, auf etwas zu gehen oder von etwas weg … Ohne eine eigene leibhaftige Handlung tun die Dinge um uns herum ganz von allein das, was wir uns wünschen!
Menschliche Beziehungen als Positionen im mentalen Raum
Na klar, dachte ich Tage später: Im sogenannten „Sozialen Panorama“ von Lukas Derks gibt es ja ein vergleichbares Phänomen. Derks postuliert, dass sich die Beziehungen zwischen Menschen durch ihre unterschiedlichen Positionen im mentalen Raum abbilden lassen. Je nachdem, wie nahe mir ein Anderer steht, welche Sympathien ich für ihn hege oder welche familiären Ursprünge mich mit ihm verbinden: Die aktuelle Beziehung kann ich als inneres Bild an einer ganz bestimmmten Position im gedachten Raum festmachen. Neben seiner räumlichen Position spielen dann z. B. noch die Blickrichtung, seine Größe, seine Farbe, seine Helligkeit und andere Submodalitäten eine Rolle. Ist z. B. meine Kommunikation mit dem/der PartnerIn gestört, dann steht mir selbige/r nicht etwa gegenüber, sondern z. B. neben mir und schaut an mir vorbei. Er oder sie ist möglicherweise klein und grau. Wir kennen auch die verbalen Floskeln, die die Beziehung und die Position beschreiben: „Sie zeigt ihm die kalte Schulter“ oder „Er wandte ihr den Rücken zu.“
Um unsere Kommunikation in der realen Welt wieder zu normalisieren, reicht es bereits aus, wenn ich diese Figur in meinem persönlichen „Sozialen Panorama“ gedanklich verschiebe – z. B. direkt vor mich in mein Sichtfeld und mit direktem Blickkontakt. Vielleicht besitzt sie nun mehr Farbe und wirkt heller auf mich. Und mit Worten ausgedrückt: „Sie kommt an meine grüne Seite.“ Ohne dass ich auch nur körperlich oder verbal aktiv werde, wird sich durch die mentalen Eingriffe auch unsere Beziehung zueinander, unsere Kommunikation und unser Umgang miteinander, schon nach kurzer Zeit in der wirklichen Welt wieder verbessern.
Reale Veränderungsarbeit durch mentales Umpositionieren beeinflussen
Wenn ich in meiner Vorstellungswelt einen Menschen, zu dem ich eine bessere Beziehung haben möchte, mental an einen Platz im Sozialen Panorama rücke, der Sicherheit, Vertrauen, Nähe und Offenheit ausstrahlt, dann wird sich über kurz oder lang auch in der wirklichen Welt eine kommunikative Veränderung zum Besseren einstellen. Weil ich mich verändere, der andere das spürt und er sich (in den meisten Fällen) daraufhin auch in seinem Verhalten anpasst. Umwelt und Menschen in ihrem Verhältnis zu uns durch eine Umgruppierung ihrer Repräsentationen im mentalen Raum verändern – das konnten bereits die Südseeinsulaner, ohne Lukas Derks zu kennen oder jemals etwas über sein „Soziales Panorama“ gelesen zu haben.
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de
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