
Als ich vorgestern meinen alltäglichen Spaziergang an den Scharmützelsee machte, wurde ich – mich langsam dem Ufer annähernd – von ungewohnten Geräuschen überrascht.
An den Eisrändern, wo sich das dünnste Eis löste, klimperte und klirrte es wie in einem Schrank voller dünnwandiger Gläser, den man heftig durchschüttelte. Die mannigfaltigen, schnell aufeinanderfolgenden Töne bildeten einen Klangteppich wie in einer Sinfonie, der nur noch ein Komponist die rechte Harmonie beibringen musste. Sanfte Brandung wurde immer wieder abgelöst von robusteren Wellen, die die Lautstärke des Werkes von Zeit zu Zeit an- und abschwellen ließen.
Dort, wo sich die schwereren, dickeren Eisplatten befanden, ging es außerordentlich laut zu. Als ob schwere Eisenplatten aufeinanderkrachten, sich übereinanderschoben und gegeneinander schabten. Ein Lärm wie auf einem Verschiebebahnhof, vor dem aber die in der Nähe schwimmenden Enten keine Notiz zu nehmen schienen. Das musikalische Thema kam der Neunten von Beethoven nahe und forderte mit Wucht und Gewalt ein Ende der kalten Zeit.

Etwa 50 Schritte weiter tönten die sich voneinander trennenden Eisplättchen wie Klanghölzer auf einem Xylophon und intonierten einen lustigen und munteren Choral. Alles schien tumultartig zu klimpern, zu klappern und zu klingeln. Die Atmosphäre an diesem Ort versank in einer lieblichen Akustik, der ich eine Weile lauschte und bei mir dachte: Verweile doch, du klingst so schön!
Schon Tage zuvor sah ich ein Pärchen auf einem Bootssteg stehen, das mit Eisbrocken auf das überfrorene Wasser vor ihnen zielte und sie in flachem Winkel auf die Oberfläche warf. Das Ergebnis war ein surrendes, die Tonhöhe ständig änderndes Geräusch, das, so schien es mir, mit bekannten Instrumenten wohl nur schwer imitierbar war. Chip, chip, chip, chip, chip … Es sirrte und flirrte, als ob eine äußerst gespannte Bogensehne zitternd freigegeben würde und dann endlos flatternd ihre Energie abgab.

Der Winter kann eine sehr sehr schöne Jahreszeit sein – mit der Zauberkraft der Temperaturen und seinen wechselnden Winden versetzt er Landschaften in sich immer wieder verändernde Zauberwelten mit einem ganz besonderen Reiz.

Ihr (Vor-)Ruhestandscoach Wolfgang Schiele
Copyright Wolfgang Schiele 2019 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de
27. Januar 2019 at 19:31
Aber mit voller Inbrunst!
LikeLike
27. Januar 2019 at 18:54
Interessanter Bericht! Auch die Natur übt schon für Beethovens 250. Geburtstag im nächsten Jahr.
LikeLike