
Kennen Sie den Ort Lindenberg im Brandenburgischen? Ein kleines gottverlassenes Kaff etwa 30 km von der polnischen Grenze entfernt? Völlig unspektakulär, keine 1000 Einwohner und eine kleine Kaufhalle? Sie sollten es vielleicht kennenlernen in einer Zeit der klimatischen Umbrüche und Extreme …

Im Jahr 1905 besuchte sogar der deutsche Kaiser Wilhelm II. den Ort mit der Eisenbahn (!). (Das sollte der geschätzte Leser übrigens heute nachahmen – dem Klima zuliebe.) Der Besuch Ihrer Hoheit hatte einen Grund: Ein gewisser Richard Assmann, der spätere Entdecker der Stratosphäre, hatte hier das „Königlich Preußische Aeronautische Observatorium“ gegründet. Und der zweite Wilhelm ließ sich den Start von Wetterballons vorführen.

Vierzehn Jahre später erlangte das Observatorium durch seine Atmosphärenerkundung mit Höhendrachen eine gewisse Berühmtheit: Ein Wetterdrachen erreichte am 1. August 1919 die bis heute unbezwungene Höhe von 9750 m! Merken Sie was? Wir hatten gerade 100-jähriges Jubiläum! Und das war sowohl für das einzige Museum für Meteorologie und Aerologie in Deutschland als auch für das in Lindenberg beheimatete Meteorologische Observatorium des Deutschen Wetterdienstes Anlass, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten.

Die Besucher bekamen die Möglichkeit, sich über die Geschichte und Entwicklung der deutschen Wetterforschung schlau zu machen und dazu die einzigartige Chance, sich von Experten des Wetterdienstes an acht Stationen, bei Vorträgen und bei Flugversuchen mit Ballons und Drachen über den aktuellen Stand der Forschunge zu Klima und Wetter informieren zu lassen.


Obwohl ich nur wenige Kilometer vom Ort der Wetterforschungen wohne, hatte ich noch niemals hinter die Kulissen schauen dürfen. Ist Lindenberg doch eine von weltweit 50 Observatorien, dessen Daten für die Wetterbeobachtung und Klimamodellbildung herangezogen werden. Nur wenigen Menschen ist es – so glaube ich – vergönnt, sich einen derart komplexen Überblick über den Messpark und die Vielfalt der Messeinrichtungen verschaffen zu können und mit Experten der Wetter- und Klimaforschung ins Gespräch zu kommen. Ich zumindest war schwer beeindruckt von den Anlagen und Gerätschaften des Observatoriums.


Übrigens wurde auch an diesem Tag ein Ballon auf Höhentour geschickt – mit Sondergenehmigung, da wegen der Luftfahrt normalerweise nur bis 3000 m Höhe aufgestiegen werden darf.


Viel Spaß beim Schauen! Ein Besuch im Wettermuseum – oder auch im Observatorium anlässlich eines Tages der offenen Tür – ist in diesen turbulenten Wetterzeiten sehr zu empfehlen!
Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele
© Wolfgang Schiele 2019 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
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