
Als ich im Februar diesen Jahres meine Vorsorgeunterlagen zusammengestellt habe, stand für mich auch die Frage nach der Art meiner Bestattung an. Ohne lange nachzudenken, kreuzte ich „Friedwald“ an, weil ich viele Jahre recht naturverbunden gelebt habe. Aber konkrete Vorstellungen hatte ich damals noch nicht …
Einladung zur Waldführung
Vor drei Monaten landete eine Postwurfsendung mit einer Einladung für eine Waldführung in meinem Briefkasten. Kurzerhand wählte ich einen Termin aus. Er wurde bestätigt und gestern nun fand die Führung auf dem FriedWald in Fürstenwalde statt.

Die „FriedWälder“
Der Stadtforst von Fürstenwalde ist einer der größten gemeindlichen Forstflächen in ganz Deutschland – er umfasst wohl etwa 600 Fußballfelder. Der „FriedWald“ ist ein geschütztes Markenzeichen der FriedWald GmbH aus Griesheim (daher die etwas besondere Schreibweise). Der Naturfriedhof in Fürstenwalde war der erste FriedWald in den neuen Bundesländern und der sechste insgesamt. Mittlerweile gibt es rund 60 in ganz Deutschland und sie werden sehr gut angenommen. Das alles erfuhr ich auf einer äußerst inhaltsreichen und kompetenten Führung durch den Revierförster Herrn Müller von der Stadt Fürstenwalde.

Die Bestattungsvarianten
Grundsätzlich gibt es in dem hiesigen FriedWald zwei Möglichkeiten: Entweder man erwirbt einen „Hausbaum als Eigenheim“ und hat so die Möglichkeit, auch über Generationen hinweg seiner Familie eine „geschlossene“ Bestattungsstätte zu hinterlassen (bis zu 20 Bestattungsmöglichkeiten). Oder man mietet sich in den Umkreis eines Baumes ein (6 – 18 Bestattungsplätze), sozusagen in ein Mehrfamilienhaus mit Bewohnern unterschiedlicher Herkunft.

Ein etwas anderer Friedhof
Wie dem auch sei – im entseelten Zustand ist einem die Nachbarschaft vielleicht auch deshalb egal, weil wir alle ein Teil des Großen und Ganzen sind, der Natur eben. Was mir am Konzept der naturnahen Ewigkeit gefällt, ist der freie Zugang für Hinterbliebene, die jederzeit (fast) alles am Endpunkt des Verstorbenen tun können.

Natürliche Grabpflege
Was für die Hinterbliebenen entfällt: Grabpflege, Rituale wie der Wettbewerb um „mein schönstes Grab“ (so eine Woche vor Totensonntag) und der Zwang, den sozialen Regeln einer stringenten Friedhofsordnung nachkommen zu müssen.

Kreislauf des Lebens
Für mich macht die letzte Ruhe im FriedWald einen nachhaltigen Sinn, weil hier (wie nirgendwo sonst) der Kreis im natürlichen Ablauf von Entstehen und Vergehen am schnellsten und verständlichsten geschlossen wird. Und dass hier die Friedhofsgärtner in Gestalt von Rehen und Eichhörnchen tätig werden.

Ein einziger Maiglöckchenwald
Übrigens ist der Fürstenwalder FriedWald das größte zusammenhängende Maiglöckchen-Waldgebiet in Deutschland. Schön zu wissen, dass jedes Jahr im Mai die Natur mit tausenden von Blüten und einem intensiven Duft das Frühjahr begrüßt.

Alles hat seinen Preis
Für die Pragmatiker: Ein Plätzchen hier ist vergleichsweise kostengünstig. Im Mehrfamilienhaus werden in der unteren Preisregion ca. 800 Euro verlangt. Das „Eigenheim“ beginnt bei etwa 3000 Euro und endet bei etwa 7000 Euro. Die Bestattungskosten sind niedriger als bei üblichen Beerdigungen. Grob gesagt fallen nur die gesetzlich vorgeschriebenen Aufwendungen für Transporte, Krematorium usw. an. Die Kosten für den Bestatter, den Grabschmuck, Kränze etc. (denn waldfremdes Material wird nicht geduldet …) sollte man besser spenden oder dem FriedWald zugute kommen lassen. Übrigens: Die Urne darf hier der Förster an den letzten Ruheplatz bringen …

Suchet, so werdet ihr finden
Für mich steht fest: Ich werde meinen Baum suchen und finden. Und selbst wenn er in klimatisch unruhigen Zeiten von Stürmen gefällt oder von Insekten zerfressen werden sollte: Vertragsgemäß wird ein neuer unmittelbar daneben gepflanzt – auch als ein Zeichen des sich immer wiederholenden Prozesses von Kommen und Gehen.

Vielen Dank für Ihr/Euer Interesse und beste Grüße
Wolfgang Schiele, (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse
(C) Wolfgang Schiele 2019 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de
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