J. M. Gottman hat als Vertreter der Positiven Psychologie das sog. „Haus der gelingenden Beziehungen“ errichtet – oder besser gesagt: metaphorisch beschrieben und kommunikativ ausgestaltet. In ihm soll es im wahrsten Sinne des Wortes gelingen, dass den Partnern niemals die Neugier am anderen verlorengeht, einer am anderen immer wieder neue Eigenschaften entdeckt und beide die stetigen gegenseitigen Veränderungen, wann immer möglich, von Neuem begrüßen und wertschätzen. Das Gebäude, das Gottman aufbaut, war ursprünglich für den „Privatgebrauch“ gedacht. Ich habe versucht, das Modell auf Organisationen in unserer Arbeitswelt zu übertragen und Parallelen zu finden …

Graifik: Wolfgang Schiele

Gottman schichtet verschiedene Gebäudeebenen, die „love maps“, aufeinander.


Als Basis jeder gelingenden Beziehung betrachtet er die gegenseitige Freundlichkeit im Umgang miteinander sowie die Anerkennung, die sich harmonische Partner entgegenbringen sollten. Die gemeinsame Freude an den schönen Momenten, aber auch das ungeteilte Aushalten weniger erfreulicher Augenblicke, gehören als basics zu einer erfolgreichen Beziehung.

Die gegenseitige Zuwendung hin zu den Emotionen und Gedanken des anderen steht auf Love-Map-Stufe zwei. Es ist das beste der drei Kommunikationsmuster, die Gottman beschreibt: sich dagegen wenden, sich abwenden oder sich unvoreingenommen zuwenden. Erst die Zuwendung als aktive und kommunikative Teilhabe macht eine Partnerschaft (er)lebenswert.

Nicht nur die gemeinsame Planung von Highlights, wie Urlaub, Besitzerwerb oder kulturelle Höhepunkte, sondern die Befassung mit den ganz privaten und intimen Lebensträumen und deren Umsetzung zur rechten Zeit lassen eine echte Beziehung aufblühen.

Jede Partnerschaft erlebt auch hin und wieder ihre Tiefpunkte. Immer wieder treten unvorhergesehene Ereignisse, scheinbar unlösbare Probleme oder massive Tiefschläge in unseren Lebenskreis ein. Ein konstruktiver Umgang mit ihnen, das Verständnis um deren Ursachen und die Aussicht auf eine zukünftige Verbesserung gehören zum Konfliktmanagement in einem Haus der gelingenden Beziehungen.

Für besonders wichtig erachtet Gottman die positive innere Einstellung und Haltung der Hausbewohner. Jede zweifelhafte Handlung des anderen sollte kritisch nach seiner positiven Absicht hinterfragt werden und im Zweifel ein Vertrauensvorschuss gezahlt werden. Nicht Kritik an der Person, die zur Abwertung führen kann, sondern der Hinweis auf unangemessenes Verhalten und die Abmahnung von (schlechten) Gewohnheiten sollten im Vordergrund stehen.

Die höchste Stufe, den letzten Level der Love Maps erklimmt man dann, wenn man sich über den gemeinsamen Lebenssinn klar wird. Welchen Zweck, welchen Lebensentwurf verfolgen die Partner, welchen Platz nehmen sie im Weltgefüge ein, welches Vermächtnis, welche höhere Aufgabe ist ihnen zugewiesen, wozu sind sie auf dieser Welt?

Grafik: Wolfgang Schiele
<p class="has-drop-cap has-background" style="background-color:#eceea6" value="<amp-fit-text layout="fixed-height" min-font-size="6" max-font-size="72" height="80">Die o. g. love maps sollten wir auf den mächtigsten Lebensbereich zwischen unserem 25. und 65. Lebensjahr, nämlich auf unsere berufliche Zeit, übertragen können. <br><br>Als Basis dient ähnlich wie zwischen zwei Individuen ein <strong>wertschätzender und achtsamer Umgang</strong> miteinander. Und das sowohl auf horizontaler als auch auf vertikaler Unternehmensebene. Es sollte selbstverständliche Chefsache sein, für ein Klima des Respekts und der Achtsamkeit zu sorgen und die Menschen dort einzusetzen, wo sich wohlfühlen, selbstmotiviert arbeiten und somit den größten betriebswirtschaftlichen Effekt erbringen können. <br><br>Jedem Mitglied einer Organisation muss der Zugang zu all den <strong>Informationen </strong>möglich sein, die es für die Erfüllung seiner Aufgaben und das Erkennen der Gesamtziele des Unternehmens benötigt. Eine offene und umfassende<strong> Kommunikation</strong> ist Voraussetzung für ein vorurteilsfreies Herangehen an die Herausforderungen der modernen (VUKA-)Welt.<br><br>In Zeiten steigender Agilität und wachsender Volatilität müssen <strong>flache Hierarchien</strong> eine flinke und effiziente Unternehmenssteuerung gewährleisten. <strong>Kooperation</strong> anstelle von Konkurrenzdenken zwischen den Unternehmenseinheiten ist das Gebot der Stunde. Sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die einzelnen Teammitglieder müssen <strong>flexibel </strong>auf äußere und innere Veränderungen<strong> reagieren</strong> können.<br><br>Durch die größere Verantwortung und den höheren Entscheidungsdruck, die die Beschäftigten in der Organisation der gelingenden Arbeitswelt übernehmen müssen, muss auch eine neue <strong>Fehlerkultur</strong> entstehen können. Etwaige Fehlentscheidungen sollten daher als Lernchancen begriffen und bisherige Standardabläufe und Routinen einer <strong>schöpferischen Denkweise</strong> unterzogen werden.<br><br>Die Organisation lernt aus sich selbst heraus und steht in der Erwartung und gleichsam unter dem Druck, sich selbst neu erfinden zu müssen. Das wird dann gelingen, wenn jeder Einzelne sich als <strong>Mikrounternehmer</strong> versteht und begreift, dass nur die <strong>kreative Umgestaltung</strong> für ihn eine berufliche Zukunft bedeutet.Die o. g. love maps sollten wir auf den mächtigsten Lebensbereich zwischen unserem 25. und 65. Lebensjahr, nämlich auf unsere berufliche Zeit, übertragen können.

Als Basis dient ähnlich wie zwischen zwei Individuen ein wertschätzender und achtsamer Umgang miteinander. Und das sowohl auf horizontaler als auch auf vertikaler Unternehmensebene. Es sollte selbstverständliche Chefsache sein, für ein Klima des Respekts und der Achtsamkeit zu sorgen und die Menschen dort einzusetzen, wo sich wohlfühlen, selbstmotiviert arbeiten und somit den größten betriebswirtschaftlichen Effekt erbringen können.

Jedem Mitglied einer Organisation muss der Zugang zu all den Informationen möglich sein, die es für die Erfüllung seiner Aufgaben und das Erkennen der Gesamtziele des Unternehmens benötigt. Eine offene und umfassende Kommunikation ist Voraussetzung für ein vorurteilsfreies Herangehen an die Herausforderungen der modernen (VUKA-)Welt.

In Zeiten steigender Agilität und wachsender Volatilität müssen flache Hierarchien eine flinke und effiziente Unternehmenssteuerung gewährleisten. Kooperation anstelle von Konkurrenzdenken zwischen den Unternehmenseinheiten ist das Gebot der Stunde. Sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die einzelnen Teammitglieder müssen flexibel auf äußere und innere Veränderungen reagieren können.

Durch die größere Verantwortung und den höheren Entscheidungsdruck, die die Beschäftigten in der Organisation der gelingenden Arbeitswelt übernehmen müssen, muss auch eine neue Fehlerkultur entstehen können. Etwaige Fehlentscheidungen sollten daher als Lernchancen begriffen und bisherige Standardabläufe und Routinen einer schöpferischen Denkweise unterzogen werden.

Die Organisation lernt aus sich selbst heraus und steht in der Erwartung und gleichsam unter dem Druck, sich selbst neu erfinden zu müssen. Das wird dann gelingen, wenn jeder Einzelne sich als Mikrounternehmer versteht und begreift, dass nur die kreative Umgestaltung für ihn eine berufliche Zukunft bedeutet.

„Building love maps“ – das sind nicht nur die Bausteine für eine sich positiv entfaltende und erfüllte Partnerschaft im privaten Bereich. Sie haben als betriebsspezifisch angepasste Komponenten eine vergleichbare Aufgabe: eine gelingende und erfüllende Arbeitswelt unter den Bedingungen der zweiten industriellen Revolution zu organisieren.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße

Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren

© Wolfgang Schiele 2020 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de