
Die Resilienzforschung kennt verschiedene Ansätze zu den Säulen und Einstellungen, die den Menschen gegen die verschiedenen Wechselfälle des Lebens, gegen Stress und Transformationsängste psychologisch widerstandsfähiger machen können. Mein Favorit ist auf der vorangehenden Abbildung zu sehen: sieben Resilienzfaktoren und drei lebensbedeutsame Grundeinstellungen.
Fortsetzen möchte ich mit der Lösungsorientierung.
Der erste Hinweis, den ich an dieser Stelle geben möchte, ist: Werden Sie sich Ihrer Stärken bewusst! Wo und wann Sie auch immer in eine missliche Situation geraten, ein Problem scheinbar nicht lösen können oder keinen Ausweg aus einer Krise zu finden scheinen: Besinnen Sie sich auf frühere, ebenfalls ausweglose Situationen, die Sie dennoch gemeistert haben! (Und die Sie heute Ihren Freunden, vielleicht sogar mit einem Schmunzeln, stolz erzählen.) Ich wurde 2017 auf dem Weg in meinen italienischen Seminarurlaub beraubt: Mein Auto wurde auf einem Parkplatz aufgebrochen und fast alle meine Sachen, incl. Laptop, waren gestohlen. Auf Hilfe konnte ich an einem Sonnabendnachmittag bei 40°C, ohne ausreichende Verständigungsmöglichkeiten und in plumper Körpersprache mit müden und schwerfälligen Carabinieri nicht hoffen. Also musste ich die Situation „reframen“: Darüber nachdenken, was noch schlimmer hätte kommen können, warum ich mir den Urlaub nicht durch unbekannte Diebe kaputtmachen lassen werde und welch beispiellose Geschichte ich in die kommenden Seminare als Übungsbeispiele mit einbauen würde …! Daneben sagte mir der Verstand, dass ich statistisch gesehen bisher von den großen Verlusten dieser Welt verschont worden war und deshalb auch einmal an die Reihe kam! Klingt befremdlich, war aber ausgesprochen hilfreich!
Nach einem ersten Schock („Ich reise jetzt gleich nach Hause!“) machte ich mir meine Stärken im Improvisieren und Organisieren klar. Nach dem Moment der Wut über die Diebe, der Racheschwüre und der Trauer über Verlorenes, bat ich die Hotelangestellten um Übersetzungshilfen für die Anzeige und das Versicherungsprotokoll, besprach mich mit einer IT-Spezialistin über die Datensicherung des gestohlenen Laptops, beschaffte mir zielgerichtet neue Anziehsachen und beschloss, den Urlaub jetzt erst recht zu genießen! Und was soll ich sagen: Mir wurde zum ersten Mal im Leben klar, dass der Mensch auch mit einem Minimum an Sachen zurechtkommt und sich dadurch viel sogar viel freier und sicherer fühlt. (Es ist übrigens ein völlig neues, aber kein schlechtes Gefühl nur mit einem Plastebeutel durch die Welt zu reisen.) Und dass sich diese Geschichte immer wieder als Lernchance narrativ verwenden ließe. Und dass in dem Schlechten, das man erlebt hat, auch ein guter und lehrreicher Kern enthalten sein kann, den man nur für sich finden muss.

„Wir haben keine Lösung, bewundern aber das Problem.“ So ein Spontispruch, den ich irgendwo aufgeschnappt habe. Bleiben Sie nicht am Problem hängen. Als reife, erwachsene und mit allen Wassern gewaschene – sprich: lebenserfahrene – Person können Sie auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Wichtig ist vor allem eines: Kommen Sie aus der aktuellen Stresssituation heraus, werden Sie gelassener, seien Sie optimistisch, dass die augenblickliche Situation sich zum Besseren wendet und überlegen Sie in Ruhe, was z. B. die weisesten Menschen dieser Welt in Ihrer Problemsituation tun würden! Übernehmen Sie Verantwortung für sich und handeln Sie möglichst schnell mit Ihren Verstand, nachdem Sie Ihren Gefühlen freien Lauf gelassen haben.
Denken Sie immer daran: Ohne Lösung gibt es auch kein Problem! Und: „Probleme kann man niemals mit der Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ (Albert Einstein). Seien Sie kreativ in Ihrer Problemlösung uns kosten Sie genüsslich das Gefühl aus, das sich nach der Lösungsfindung einstellt …
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße
Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienztrainer für Senioren
© Aktualisiert Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
5. Oktober 2020 at 11:35
Bitte sehr!
Gruß zurück vom Resilienzlotsen!
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5. Oktober 2020 at 11:20
Auf jeden Fall erbaulich, sehr, das geschilderte Erlebnis mit dem Diebstahl!
Hier zu lesen tut gut, weil es insgesamt so POSITIV ist!
Dankeschön.
Gruß von der Wildgans 🙂
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