Spät ist sie dran, die Natur, in diesem Jahr. Doch jetzt wandelt sie sich mit Macht. Sie bereitet sich vor auf die karge Jahreszeit vor und wirft ihren Ballast aus Früchten und Blättern ab für den Wiedereinstieg. Die Sonne steht tief am Horizont und wärmt kaum den Boden. Nebel wollen allmorgendlich aufsteigen, doch wie von Geisterhand gehalten, kriechen sie feuchteschwer über den Boden. Und man muss aufpassen, dass einem nicht die prallen Kastanien den Kopf einschlagen oder man ausgleitet auf den knöcheltief liegenden Eicheln, die die gebündelte Potenz und Fruchtbarkeit des Waldes herauskehren …

Foto: Wolfgang Schiele

Kommen Sie mit auf einen Herbstspaziergang und entdecken Sie neue Facetten der Natur, ihre sich überbietenden Farben und die Schönheit des Alterns und Welkens vor dem Moment des Abschieds. Am Wendepunkt vom Bunt zum Grau scheinen wir etwas Wertvolles zu verlieren. Doch wir haben Monate an Zeit, um uns die neuen Naturkulissen des Frühlings neu auszudenken und im Geiste mit frischer Form und Farbe zu schmücken. Wenn Sie dann prachtvoller als gedacht zurückkehren – die taufrischen und filigranen Abgesandten der Schöpfung – dann blüht neben ihnen auch wieder unser Herz auf. Und ist gern bereit, ein weiteres Mal die Wende gewähren zu lassen, obgleich sie noch in weiter Ferne liegt.

Foto: Wolfgang Schiele
Foto: Wolfgang Schiele
Foto: Wolfgang Schiele

In der Nacht starb ein Baum. Sein Fallen verklang ungehört im gleichmäßigen Rauschen des heftigen Regens und im Lärm der heulenden Böen. Er hatte mit dem Fallen gewartet, bis ihm der Herbst das purpurne Festkleid angelegt hatte. Wie er heute morgen so darniederlag in all seiner roten Pracht an weißem Stamm, in spätem Stolz gebrochen, erinnerte er mich an einen Schlagbaum, der uns sagen wollte: Bis hierher und nicht weiter!

Foto: Wolfgang Schiele
Foto: Wolfgang Schiele
Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei.

Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei!

(Text: Johann Wolfgang von Goethe, Foto: Wolfgang Schiele)
Foto: Wolfgang Schiele
Foto: Wolfgang Schiele
Foto: Wolfgang Schiele
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Wenn die fahle Herbstsonne untergeht am See, dann vergraut das ausgelassene Kolorit der Naturkulisse. Auf´s Gemüt legen sich Schwermut und Trauer, denn dies ist die Ankündigung einer langen Zeit der Blässe und Farblosigkeit der Landschaft. Und doch schmeichelt diese Stimmung unserer Seele, weil sie nun Ruhe findet in der Harmonie falber Töne und loskommt von der Geschäftigkeit und vom Tempo stetiger Verwandlung.

Vielen Dank für Ihr Interesse, viel Spaß beim Schauen und beste Grüße

Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienztrainer für Senioren

© Wolfgang Schiele 2020 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de