
Meine neue Xing-Gruppe, in der ich neben fünf weiteren Moderatoren mitbetreue, verständigt sich jeden Monat auf ein neues Zielthema. Für den Monat November hat sich die Gruppe die „Innere Anbindung“ zum Thema gemacht.
Innere Anbindung? Als Monatsthema der Gruppe? Hm – was muss ich mir darunter vorstellen?
Vielleicht den roten Faden, der sich durch mein Leben zieht, seine Phasen zusammenführt und verbindet?
Vielleicht einen Lebensimpuls, der mir immer wieder Kraft gibt, wenn es mir nicht gut geht?
Vielleicht einen Leitgedanken, der in mir aufkommt, wenn ich den Glauben an einen Sinn im Leben zu verlieren drohe?
Die Gedanken sind frei – heißt es in einem Lied. Also ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Ich erinnerte mich an eine kleine, aber durchaus anspruchsvolle Übung aus meiner Ausbildung:
Es ging um die Arbeit mit Werten – also mit immateriellen Dingen, die uns wichtig sind. Wir bekamen Moderationskarten an die Hand und sollten unsere wichtigsten zehn Werte darauf schreiben. Gesagt, getan – nach einigem Überlegen waren sie notiert.
Dann kam Teil zwei der Übung: von den zehn Werten sollten wir fünf abwählen und zerreißen. Das war dann schon eine kleine Herausforderung – und wer hatte sich bis dahin schon Gedanken über die Rang- und Reihenfolge von Werten im Leben gemacht? Aber schön, die Aufgabe war lösbar, auch wenn ein wenig Wehmut ob der abgewählten Werte mitschwang.

Dann kam die Verschärfung: Wir sollten nochmals drei der Werte aufgeben und sie entsorgen! Das war schon heftig! Und es dauerte bereits einige Zeit, bis wir alle diese schwere Entscheidung treffen konnten! Hin und hergerissen verabschiedeten wir uns von drei weiteren Qualitäten.
Und alle ahnten schon, worin die letzte Etappe der Übung bestehen würde: sich auf den allerwichtigsten Wert im Leben zu fokussieren und den weniger wichtigen zurückzustellen … Das war jetzt schon harte Arbeit, weil man spätestens in diesem Moment in einer handfesten Zwickmühle feststeckte! Und sie führte zu einer unerwarteten inneren Auseinandersetzung, wo sich Für und Wider offen bekämpften; so sehr, dass diese Auseinandersetzung sogar körperlich schmerzte.
Und dennoch, es kam zu einer Entscheidung. Auch ich habe in diesen Minuten meinen wichtigsten Wert im Leben gefunden. Zumindest im aktuellen Kontext. Und er ist auch heute noch mindestens einer der allerwichtigsten Anbindungspunkte und inneren Führungsgrößen: mein EIGENSINN.
Ja, das könnten meinen inneren Anbindungen sein:
Es sind meine zentralen Werte, die in meiner Biografie stabil, aber nicht unveränderlich sind.
Es sind meine Überzeugungen, die ich in die Welt von heute einordnen will und muss.
Es sind meine sozialen Rollen, die ich der Welt anbiete und auf deren Resonanz ich jedes Mal von Neuem gespannt bin.

Viel Spaß bei der Suche nach Ihren inneren Anbindungen und einen erfüllenden Tag!
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße
Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
https://www.coachingfiftyplus.de
https://www.spaetefreiheitruhestand.com
12. November 2020 at 10:09
Eigensinn, das ist hervorragend!
„Die Gedanken si-hiiiind frei…“ sang meine Mutter oft in den höchsten Tönen, besonders an sonnigen Sonntagmorgen…
Gruß von Sonja
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