Grafik: Pixabay

Viele unserer seelischen Probleme beruhen darauf, dass unsere Selbstakzeptanz gestört, heruntergesetzt oder verletzt wird. Das geschieht sowohl durch eigene negative, selbstzerstörerische Gedanken wie auch durch den verletzenden Einfluss anderer Menschen. Liegt eine seelische Verletzung vor, dann leidet unsere Persönlichkeit, unsere Identität, unsere innere Beziehung zu uns selbst. Es bedarf eines gerüttelt Maß an Selbstfürsorge, um die Beziehung zu uns selbst wieder auf ein ausgeglichenes Niveau zu bringen und unsere Selbstakzeptanz zu festigen.


Selbstfürsorge beginnt damit, dass wir unsere pyschologischen Grundbedürfnisse kennen und verstehen lernen. Und sie bei jeder Gelegenheit zu stärken und zu entwickeln wissen, um in unangenehmen Situationen, in Stressmomenten oder in emotionalen Krisen Werkzeuge zur Hand zu haben, damit wir unsere Persönlichkeit vor Schaden und Krankheiten schützen können. Was sind das für Bedürfnisse, die wir bedienen und befriedigen sollten? Zu den wichtigsten psychologischen Grundbedürfnissen, so Dr. Michael Bohne, der Begründer der „Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie“ (PEP), gehören die Selbstakzeptanz, die Sicherheit, die Autonomie und die Beziehung.


Es gibt Situationen, in denen wir uns Selbstvorwürfe aufgrund eines vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlverhaltens machen. Oder deshalb von Dritten mit Vorwürfen konfrontiert werden. Diesem unserem Auftreten messen wir unbegründeter Weise oftmals so viel Bedeutung zu, dass wir an den Grundfesten unserer Persönlichkeit zu zweifeln beginnen, uns deshalb in Grübelschleifen verfangen und möglicherweise sogar davon psychisch krank werden. Deshalb benötigen wir Selbstbestätigungen, um uns einerseits mit dem Vorgang kritisch auseinanderzusetzen, doch andererseits auch ein akzeptables und ausgeglichenes Verhältnis zu uns selbst zurückzugewinnen. Das sollte idealerweise sachlich und nachdenklich, aber in jedem Fall auch frohgemut und humorvoll geschehen. Für die Wiederherstellung der Selbstakzeptanz eignen sich Affirmationen (positive Selbstzuschreibungen), die zum einen die Situation beschreiben (1. Teilsatz) und zum anderen dann die Persönlichkeit achtsam, wertschätzend und selbstbestätigend stärken (2. Teilsatz). In der nachfolgenden Grafik steht dafür das linke Beispiel.

Grafik: Wolfgang Schiele/Pixabay

Neben der magelnden Selbstakzeptanz kann aber auch das Bedürfnis nach Autonomie gestört oder verletzt worden sein. Kritik oder Angriffen auf die Souveränität und individuelle Unabhängigkeit begegnet man am besten durch das Gutheißen, Billigen und Bestätigen der eigenen (Grund-)Werte, sozusagen auf der Ebene der langfristigen Überzeugungen oder tief verwurzelten Glaubenssätze. Dafür steht das zweite Beispiel von links in der Grafik.


Nach einem, wie auch immer gearteten Angriff auf die eigene Sicherheit, gilt es, die Kontrolle über die aktuelle Situation wiederzuerlangen. Oftmals ist es hilfreich, gedanklich aus der Situation herauszutreten und den Schauplatz des „Angriffes“ oder der Auseinandersetzung zu verlassen, um von einer höheren Warte, quasi aus der Vogelperspektive, einen Überblick zu bekommen. Wer den Masterplan seines Lebens kennt und weiß, welche Kompetenzen ihn bisher durch die Untiefen des Lebens hindurchgeholfen haben, findet für sich eine kraftvolle und stärkende Affirmation.


Unser Überleben ist auf die sozialen Verbindungen zwischen den Menschen angewiesen. In diesen Beziehungen – sei es im persönlichen oder beruflichen Kontext – kommt es immer wieder zu Ströungen und Verwerfungen. Ungeachtet dessen gibt es Bindungen zwischen den Menschen, die stärker, belastbarer und haltbarer sind, als uns die aktuelle Situation glauben macht. Auch wenn – wie in unserem Beispiel rechts auf der Grafik – die große Menge an Arbeit das intime Zusammenleben (temporär) beeinträchtigt, wird die Liebe die Beziehung langfristig zusammenhalten …

Grafik: Wolfgang Schiele

Für den (Wieder-)Aufbau und das (Wieder-)Erstarken der Selbstakzeptanz sollten wir uns in der Kunst der Selbstbestätigung üben. Vordergründig geht es in allen Mustern immer wieder darum, ein (vermeintlich) unangemessenes Verhalten klar von der Integrität der Persönlichkeit zu trennen. Sie ist der Würde gleichzusetzen, die im Grundgesetz als unantastbar beschrieben wird. Stärken wir also immer wieder unseren Selbstwert durch die Erhöhung unserer Selbstakzeptanz; versuchen wir uns in Selbstbestätigungsübungen, die uns im Ernstfall von krankmachenden psychischen Störungen schützen können. Der Schlüssel dazu sind positive, wertschätzende und kraftvolle Affirmationen für die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße

Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager
Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2021 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de