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Gerade las ich einen interessanten Beitrag zum Thema „Was schulden wir unseren Enkeln?“, der in der aktuellen Ausgabe der ZEIT (N° 51 vom 9.12.2021) abgedruckt ist. Die Autorin, Minouche Shafik, die zurzeit die London School of Economics führt, stellt dort u. a. unbequeme Fragen nach dem Gesellschaftsvertrag zwischen den Jungen und den Alten. Der alte Vertrag zwischen den Generationen ist obsolet, ein neuer noch nicht in Sicht.

Was nicht mehr funktionieren wird, ist die Annahme, dass die Jungen die Rente der Alten „verdienen“ werden. Sie, die Senioren, also wir, verbringen heute fast ein Drittel unseres Lebens in Rente, im (Un-)Ruhestandszustand. Die Rente (die, nebenbei gesagt, schon jetzt mit weit über 100 Milliarden Euro jährlich durch Steuergelder finanziert wird …) frisst die Mittel für die Bildung der Jugend und den Umweltschutz auf. Wir reifen Erwachsene bestimmen durch unsere relative Mehrheit und unsere Wahlaktivitäten die Rentenpolitik der Regierung. Das macht Politik nicht unbedingt zukunftsfähiger. Das Armutsrisiko verlagert sich zunehmend von der älteren Generation (die Senioren können oftmals auf Wohneigentum, Eigenvorsorgemittel und Rentenansprüche zurückgreifen) auf die nachfolgenden, jüngeren Generationen, deren Mitglieder häufig in prekären, instabilen und volatilen Jobs arbeiten. Und deren Vertreter werden die immensen Schulden der Pandemie und des Ukrainekrieges zu tragen haben.

Was tun? Frau Shafik schlägt vor, dass jedes Kind eine „finanzielle Mitgift“ von 50.000 Euro mitbekommt. Als Untergrenze für ein Mindesterbe, das sie als Starkapital erhalten soll, um Bildung zu forcieren und für Chancengleichheit zu sorgen. Die Spätfürsorge muss neu geordnet und gestaltet werden – für ältere Menschen sollten neue Formen des Zusammenlebens entwickelt werden, so dass nicht jeder für sich in seiner Einsamkeit dahinvegetiert. Um die finanzielle Absicherung aller zu erreichen, sollte Eigentum stärker besteuert werden und die Rentenzeit für diejenigen verkürzt werden, die noch länger arbeiten können.

Der Extrakt für einen neuen Gesellschaftsvertrag besteht nach Auffassung der Autorin darin, eine Grundsicherheit für alle zu schaffen, die sozialökonomische Teilhabe für alle nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu gewährleisten und denen einen besseren Risikoschutz bereitzustellen, die ihn individuell nicht stemmen können.

Der vollständige Artikel findet sich unter:
https://www.zeit.de/2021/51/minouche-shafik-gesellschaftsvertrag-philosophie
Hinweis: Der Zugang zum ZEIT-Artikel ist kostenpflichtig.

Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße

Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Best ager
Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2021 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de