Bereits während meiner Ausbildung zum Coach (DCV und DVNLP) habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche Angebote ich potenziellen Kunden machen kann und will. Nachdem mir klar wurde, dass der Angebotsmarkt in Coaching und Beratung mit mehreren 10.000 zertifizierten und unattestierten Anbietern prall gefüllt war, ging ich auf die Suche nach meiner ganz persönlichen Ausrichtung.

Entscheidend waren für mich vier Kriterien:

1. Mein Marktauftritt sollte authentisch sein, d. h. man muss mir meine Rolle als xyz-Coach auch uneingeschränkt abnehmen.
2. Ich sollte über eine umfangreiche persönliche und berufliche Erfahrung auf dem/den Coachinggebiet/en verfügen, die ich später vertreten werde.
3. Meine Ausrichtung sollte über nachhaltige Alleinstellungsmerkmale verfügen, aber trotzdem eine möglichst große Zielgruppe ansprechen.
4. Mein „Werkzeugkasten“ für die Arbeit als Coach sollte umfangreich genug sein, um sich sowohl den ändernden äußeren Bedingungen als auch den Anforderungen meiner Klienten individuell anpassen zu können.

Meine Belegarbeit als Mastercoach (DVNLP) wies bereits in die richtige Richtung: das Thema Coaching im Alter. Nach einer Zeit des Testens und Nachjustierens entwickelte ich die Idee vom (Vor-)Ruhestands- und Übergangscoach für Menschen im Spannungsfeld zwischen Beruf und Ruhestand.

Für mich stand nie im Vordergrund, all die gesammelten Erfahrungen, die erlernten Formate und Interventionen oder therapeutischen Fertigkeiten in einem breiten Strauß von Angeboten und für unendlich viele Problem- und Lebensbereiche auf den Markt zu bringen. Mir lag viel mehr daran, aus der Vielzahl der Methoden die meiner Meinung nach geeignetsten auszuwählen und sie auf die Bedürfnisse meiner Zielgruppe, möglichst alter(n)gerecht, anzupassen. Also nicht methodenorientiertes, sondern projektorientiertes Coaching anzubieten. Dafür bin ich stets und ständig, jahraus, jahrein auch unterwegs auf Weiterbildungen und Kongressen, um Neues für mich und meine späteren TeilnehmerInnen zu finden und das Gelernte kreativ in das Ruhestandscoaching, vor allem von Kleingruppen, zu integrieren.

Als größte Hürde erwies sich die Bestimmung einer „Suchmaske“ für meine Zielgruppe, das Auffinden und die Ansprache der Vertreter meiner zukünftigen Kundschaft. Und sie ist ungeheuer groß: geschätzte 15 Millionen Ruhestandskandidaten werden bis 2030 in Rente gehen! Doch die aktuelle Generation 50/60+ und die heranrückenden Babyboomer sind eine sehr heterogene Schar von Menschen, die man nicht irgendwo „gebündelt“ und klar gruppiert antrifft und ansprechen kann. Und nur ein verschwindend geringer Teil von ihnen ist bspw. in sozialen Netzwerken, wie Xing, unterwegs (wobei diese Plattform auch eher ein Verkäufer- als ein Konsumentenmarkt ist, was die Suche nicht leichter macht …).

Auch zeigen die sog. „SINUS-Milieus“ des gleichnamigen Marktforschungsinstitues aus Heidelberg eine breite Fächerung in den verschiedenen Lebenswelten der Generation 50+:

30% Traditionelle (Sicherheit und Ordnung liebende ältere Generation),
21% Bürgerliche Mitte (bürgerlicher Mainstream),
11% Konservativ-Etablierte (klassisches Establishment),
11% Prekäre (um Orientierung und Teilhabe Bemühte)
10% Hedonisten (Spaß- und Erlebnisorientierte)
7% Sozialökologisch Orientierte (engagiert Gesellschaftskritische),
6% Liberal-Intellektuelle (aufgeklärte Bildungselite) und
4% Performer (effizienzorientierte Leistungselite).
(Quelle: Deutsche Seniorenwerbung 2014)

Meiner Auffassung nach befinden sich gerade in den ersten drei, vielleicht vier Milieugruppen die Zielkunden, auf die meine Coachingangebote zur Begleitung vom Beruf in den Ruhestand am besten passen.

Als effizienter Zugangsweg zu meinen Kunden hat sich u. a. die Ansprache von Personalleitern in KMU`s erwiesen. Oft demnächst selbst betroffen vom Übergang in den Ruhestand haben viele verstanden, dass ihre Mitarbeiter eher ein Startkapital für die dritte Lebensphase gebrauchen können, als eine stereotype Verabschiedungsfeier in 08/15-Manier. Und so war 2014 für mich das Jahr der Profilierung, des Ausprobierens (z. B. an Volkshochschulen), der intensiven Arbeit mit XING (Profilerstellung), dem Entwickeln einer eigenen Internetseite (und später auch des eigenen Blogs). Bis ich im Jahre 2015 die ersten Aufträge bekam. Mit den meisten Auftraggebern aus meiner „Gründerzeit“ bin ich noch heute im Geschäft.

Meine ganz persönliche Erfahrung ist die: Je mehr Artikel, Beiträge und Kommentare man zu seinem Thema in den sozialen Medien veröffentlicht und je intensiver man sein Wissen mit anderen austauscht, desto engmaschiger wird das eigene Netzwerk und umso aufmerksamer werden neue Interessenten und potenzielle Auftraggeber. Das führte im Extremfall sogar so weit, dass mich ein großer Verlag ansprach. Daraus wurde im vergangenen Jahr dann auch das Buch: „Rastlos im Beruf, ratlos im Ruhestand?“.

Ein anderes Beispiel: Vor kurzem erst bat mich ein guter Xing-Kontakt um ein Interview: Die 1. Vorsitzende des Sekretärinnenverbandes. In dem Wissen, dass auch Sekretärinnen irgendwann einmal in den Ruhestand gehen, hat sie das Thema auf der entsprechenden Internetseite veröffentlicht: https://sekretaerinnen-verband.de/auf-den-beruf-bereiten-wir-uns-vor-auf-den-ruhestand-auch/. Auch das kann Auftragschancen erhöhen …

Fazit: Nach eineinhalb Jahren „Versuch und Irrtum“, Versagen und Erfolg habe ich durch konsequente Fokussierung auf ein Thema, meine Vielfalt an Methodenkenntnis und durch die Ausnutzung vergleichbar einfacher, aber auch aufwendiger Marktauftrittsaktivitäten, eine persönliche Marke geprägt: den (Vor-)Ruhestandscoach – und das macht gelassen für die Zukunft!

Ihr (Vor-)Ruhestands- und Übergangscoach Wolfgang Schiele

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