Foto: Wolfgang Schiele

Die „lösungsorientierte Kurzzeittherapie“ nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg basiert zum großen Teil auf dem Vertrauen, dass sich etwas Negatives – also eine unangenehme Situation, ein vermeintliches Problem oder eine persönliche Blockade – ändern, auflösen oder überwinden lässt. Dazu ist es zweckmäßig, unvoreingenommen seine Umwelt zu beobachten, die kleinen positiven Unterschiede im Veränderungsprozess zu registrieren, erste Erfolge in kleinen Schritten weiter auszubauen und vor allem mehr davon zu tun, was bereits besser funktioniert. Nicht nach den Ursachen für eine unbefriedigende Situation wird also gesucht, sondern der erwünschte Zielzustand als bereits erreicht angenommen.

Mit sog. sich selbst bestätigenden Vorannahmen arbeitet z. B. eine Intervention, die „Der Wundertag“ heisst. Und sie geht so:

Nimm einmal an, es wäre über Nacht ein Wunder geschehen und Dein Anliegen, Dein Problem, Dein brennendstes Thema, das Dich bisher behindert, ja sogar völlig konfus gemacht hat, ist komplett verschwunden!!!

Wirf eine Münze!

Es kann ruhig eine wertvolle Münze sein, denn sie würde dem Anlass – dass nämlich ein Wunder geschehen ist – ja ausgesprochen gerecht werden!

(Na, ganz so groß muss sie nun auch wieder nicht sein – sie ist eh geklaut worden im Bodemuseum zu Berlin … und 100 kg zu wuchten??? Also!)  
      
Lege vorher fest, ob Kopf oder Zahl darüber entscheiden soll, ob der nächste Tag ein „Wundertag“ werden soll – oder ein ganz normaler Tag …

Hat Deine Münze darüber entschieden, dass der nächste Tag ein „Wundertag“ sein soll, dann tue bitte den ganzen Tag so, als ob das nächtliche Wunder tatsächlich geschehen ist!

Außerordentlich wichtig ist jedoch, dass Du Deinen Versuch im Geheimen durchführst … (Pst! Niemandem davon berichten!)

Der Partner oder ein Kollege darf schon grundsätzlich wissen, dass Du an einigen Tagen einen Versuch durchführst, aber sage niemandem, welche Tage die tatsächlichen Wundertage sind!

Registriere ganz genau, was an diesen Wundertagen im Vergleich zu jedem anderen normalen Wochentag anders ist.

Foto: Wolfgang Schiele

Wie verhalten sich die Menschen um Dich herum? Was reden Sie über Dich? Wie begegnen sie Dir? Worin liegen die Veränderungen und was unterscheidet die Menschen an den anderen Tagen, an denen Du das Experiment nicht durchführst?

Notiere Dir die Abweichungen ganz genau! Stelle fest, was genau in Deinem Verhalten dazu führt, dass es Dir besser geht! Und tue dann Schritt für Schritt, erst an allen Wundertagen, dann auch an den ganz normalen, mehr von dem, was für Dich besser funktioniert!

Einfach ausprobieren und … wundern!

Ihr (Vor-)Ruhestandscoach und Resilienzlotse für Senioren
Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2020 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de