
Die Resilienzforschung kennt verschiedene Modelle zu den Säulen und Einstellungen, die den Menschen gegen die verschiedenen Wechselfälle des Lebens, gegen Stress und Transformationsängste psychologisch widerstandsfähiger machen können. Mein Favorit ist auf der vorangehenden Abbildung zu sehen: sieben Resilienzfaktoren und drei lebensbedeutsame Grundeinstellungen. Gestartet bin ich mit der Akzeptanz: https://wp.me/p7Pnay-2Ta, darauf folgte die Eigenverantwortung unter https://wp.me/p7Pnay-2V2.
Fortsetzen möchte ich mit der dritten Säule: der Kreativität.
Im zukünftigen Berufsleben wird es infolge der digitalen Transformation und durch den immer größeren Einfluss der künstlichen Intelligenz darauf ankommen, dass Menschen ihre kreative Seite weiterentwickeln. Schon heute ist vorauszusehen, dass eine Vielzahl von Berufen, die algorithmierbar sind, durch Maschinen ersetzt werden. Was den Vorsprung der Menschen noch auf lange Zeit ausmachen wird, ist zum einen seine soziale Kompetenz, und zum anderen seine Fähigkeit, Neues zu erdenken, bisher Unbekanntes zu kreieren. Maschinen werden aus sich selbst heraus keine eigenständige, zielgerichtete Innovationskraft entwickeln, weil ihnen dazu konstruktive Phantasie und emotionale Innovationskraft fehlen. Menschen sind dazu bis ins hohe Alter in der Lage – wenn die Bedingungen stimmen!

Wie sieht es nun mit der Fähigkeit kreativen Wirkens im Ruhestand aus? Oftmals war berufliches Entfalten mit respektvollem Zurückhalten verbunden, begrenzte doch die offizielle Unternehmensphilosophie die Entfaltungskraft und Kreativität des Mitarbeiters oftmals. Die grenzenlose Freiheit des Denkens, die sich manche von uns erst mit dem Eintritt in den Ruhestand leisten können, sollten wir konsequent nutzen. Sie ist die wichtigste Voraussetzung, um Scharfsinn, Geistesstärke und Einfallsreichtum zu entwickeln. Wir sind nicht mehr daran gebunden, was andere uns vorkauen, uns vorgeben oder gar überstülpen. Die Gedanken sind frei – oder sogar „endlich unendlich frei“ – das ist eine der wichtigsten Errungenschaften des Ruhestandes! Und selbst, wenn wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Denken im fortgeschrittenen Alter etwas langsamer vor sich geht (wegen der vielen prall gefüllten Erkenntnis- und Erfahrungsschubladen im Kopf dauert die Suche und der Zugriff naturgemäß etwas länger …) – die Wege zu klugen Gedanken und Ideen benötigen Gelassenheit, Ruhe und Entspannung. Ein Mensch im Stress wird kaum schwierige Aufgaben innovativ lösen können. Wir als Senioren hingegen können relaxt Phantasiegebilde entwickeln, Probleme ruhig und gelassen angehen und Ideen nachhaltig reifen lassen.
Nach dem Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck ist Kreativität,“ … wenn einem bei dem, was einem auffällt, etwas einfällt.“ Für mich steckt hinter diesem Satz eine wichtige Erkenntnis: Indem wir mit großer Achtsamkeit unsere Umwelt achten, beachten und beobachten, entdecken wir Unbekanntes, Übersehenes und Unscheinbares. Für diese Entdeckertour haben wir jetzt viel mehr Zeit und Muße als im Berufsleben. Das Vertrauen in die eigene Kreativität und die der Schöpfung lässt auch in uns neue Kräfte für die Ideenentwicklung im Alter und für´s Querdenken frei. Das, was wir neu, anders oder besser denken, schafft im Gehirn weitere neuronale Verknüpfungen. Ein stark vernetztes Gehirn – Stichwort Neuroplastizität (Gerald Hüther) – ist nachweislich robuster gegen Demenzen aufgestellt und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer längeren Lebenszeit. Kurz: es macht uns resilienter gegen das Altern.
Vielen Dank für Ihr Interesse und beste Grüße
Wolfgang Schiele
(Vor-)Ruhestandscoach und Resilienztrainer für Senioren
© Überarbeitet Wolfgang Schiele 2023 | Coaching50plus | https://www.coachingfiftyplus.de
Kommentar verfassen