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Bei der Arbeit mit Menschen, die sich vor Problemen beim Übergang vom Beruf in den Ruhestand befinden, sollte man als Coach, Berater oder guter Freund ein paar wichtige Dinge im Blick behalten …

Es geht beim Thema Ruhestandsübergang nicht vordergründig um die Bewältigung von Alltagsproblemen und belastenden Einzelthemen, sondern um den Gesamtblick auf einen kompletten Lebensbogen, den wir alle durchschreiten oder bereits weitgehend durchschritten haben. Hier sollten unbedingt drei Etappen bearbeitet werden, die uns den Blick auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges öffnen.

Wir alle wissen, dass wir nach einer Lebenszeit von 50, 60 und mehr Jahren und einer Zeit der Berufsausübung von meist 40 Jahren und mehr über ein riesiges Reservoir an Erfahrungen, Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. Bevor wir in den vielleicht längsten Abschnitt unseres Lebens (!), in den Ruhestand, hinüberwechseln, ist es von herausragender Bedeutung, ein Fazit zu ziehen. Ich bezeichne diesen ersten Schritt als „Blick in den Rückspiegel des Lebens“. In dieser Retrospektive bekommen die angehenden Ruheständler Gelegenheit, die Etappen ihres Lebensweges noch einmal aus der Sicht eines reifen und erwachsenen Menschen zu durchschreiten. Äußerst hilfreich für diese Coachingphase sind Lebensrückblicksinterviews, die ich in Form von Rückblicksbögen oder durch „Zeitlinienarbeit“ („time-lines“) von der erinnerbaren Kindheit bis mitten hinein in die fortgeschrittenen Berufsjahre anstoße. Die Beteiligten  können an ihrer ganz persönlichen „time-line“ ihre erinnerbaren „Lebens-Highlights“ markieren und benennen. Gleichzeitig sollen sie einschätzen, welche emotionale Intensität diese für sie bestimmenden Marker auf einer Skale von 1 bis 10 für ihr Leben haben. Am Ende der gedanklichen Rückerinnnerung, die ich auch die „Heldenreise“ nenne, werden die Entscheidungen und Erfolge der Vergangenheit ausführlich gewürdigt und gewertschätzt.

Nach dieser strukturierten Biografiearbeit werden die Berufsaussteiger in einer zweiten Etappe aufgefordert, einen aktuellen „Snapshot“ über ihre augenblickliche Situation zu machen. Oder anders gesagt: sie mögen ihre erlebte Gegenwart bewerten. Dafür stehen Fragen wie z. B.: „Befinde ich mich in Balance mit mir selbst?“ oder „Wie schätze ich meine aktuelle Lebensqualität ein?“ oder „Bin ich glücklich und gelassen oder treiben mich noch offene Fragen an das Leben um?“ oder auch „Was soll noch passieren, was fehlt mir noch für ein gelingendes Leben?“. Hier wird ein Istzustand beschrieben – sowohl aus rationaler Sicht (Existenssicherung im Alter, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Vorsorge für sich und andere Nahestehende …), als auch aus der Sicht der persönlichen Emotionen und Befindlichkeiten, ja vielleicht sogar der Ängste, aber auch der Chancen für die lange Zeit des (Un)Ruhestandes. Diese Arbeitsetappe heißt bei mir „Generaldurchsicht oder Lebens-TÜV“. Im Mittelpunkt der Arbeit sollte ein klare Lageeinschätzung, eine konkrete Positionierung zu sich selbst und zur Welt stehen.

In einem dritten Schritt geht es um die Fragen der Zukunftsgestaltung. Erst wenn uns bewusst ist, dass wir nach dem Ausscheiden aus dem Beruf rein statistisch gesehen noch 20 und mehr Jahre auf und in dieser Welt verbringen, stellt sich ernsthaft die Frage nach einem eigenständigen „Lebensentwurf“ für die dritte Lebenshälfte. Diese sollten wir nämlich ähnlich vorbereiten und planen, wir unseren Eintritt in die Berufswelt. Allerdings wird in der Realität niemand in einer Lehre oder einem Studium auf diese Zeit vorbereitet. In einer Coachingssitzung besteht jedoch die Möglichkeit, Betroffene zu motivieren, ihren „Visionsscheinwerfer“ einzuschalten und ihre eigene Zukunft auszuleuchten. Fragen, wie: „Was will und kann ich noch erreichen im Leben?“ oder „Welche Kindheitsträume möchte ich mir noch erfüllen?“ oder „Was könnte oder durfte ich bisher nie umsetzen, ohne andere zu verletzen?“ stehen in dieser Arbeitsphase im Mittelpunkt. Hier können sie zu „HiRus“, zu „Helden im Ruhestand“, werden. Als Abschluss hat sich bewährt, dass die Beteiligten aus der gedanklich vorgezogenen Sicht ihrer letzten Lebenstage eine kreative Bastelarbeit vornehmen, in der sie die Zeit ihres zurückgelegten Ruhestandes in Bild und/oder Schrift zu Papier bringen. Einen visualisierten Rückblick über eine noch kommende Lebenszeit wagen …

Wenn Sie betroffen oder auch nur interessiert sein sollten sind an einem Seminar, Workshop, einem Gruppen- oder Individualcoaching, dann besuchen Sie gern meine Angebotsseite! Oder senden mir ein Feedback an info@coachingfiftyplus.de oder zukunftruhestand@gmail.com.

Ihr (Vor)Ruhestandscoach Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2017 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de