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An einem Montagmorgen erreichen Robert K. unmissverständliche Anzeichen eines demnächst bevorstehenden weitreichenden Eingriffs in sein berufliches Leben: Der Betriebsrat lädt die Beschäftigten zu einem Meeting ein.

Im Intranet seiner Firma sind die Tagesordnungspunkte – allen voran das Thema Vorruhestandregelung – digital verewigt. Mit der E-Mail, die u. a. ihn erreicht, wird auch sein Jahrgang in den Kreis der Rentenkandidaten einbezogen. Mit dem Lesen der Botschaft macht sich in ihm leichter Zorn breit, der sich im Laufe Tages zu handfester Wut aufschaukelt. „So kann man nicht mit mir umgehen! Ich habe dem Unternehmen nun um die 40 Jahre lang treu gedient, es verteidigt vor den Angriffen unzufriedener Kunden und im Familienkreis immer wieder für den Sinn von unbezahlter Mehrarbeit im Betriebsinteresse geworben! Und das soll nun der Dank sein: nach innen hin ein sozialverträglicher Abgang mit dem Segen des Betriebsrates, von außen betrachtet eine kalte Kündigung ohne einen Hauch von persönlicher Wertschätzung!“ Kurzum: Robert K. geht in die Protesthaltung und schwört Widerstand bis zum Letzten. Abends zu Hause angekommen ist er ungerecht gegenüber seiner Frau und will nichts mehr von Unternehmensloyalität hören. Er lamentiert über seinen bisher zugeknöpften Chef, die Vetternwirtschaft zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretung im Speziellen und die Ungerechtigkeit der Welt im Allgemeinen. Er will und wird sich diese Art der Behandlung nicht bieten lassen! Gleich morgen wird er sowohl bei seinem Chef wie auch beim Betriebsratsvorsitzenden einen Gesprächstermin einfordern …

Und spät abends stellt Robert K. noch eine weitere Überlegung an: Nach dem Studium hat ihn vorrangig der Beruf geprägt. Die Funktionen, die er über so viele Jahre eingenommen hat, haben ihn ausgemacht. Dafür wurde er geachtet, zuweilen auch gefürchtet. Obwohl er es nicht bis ganz oben an die Spitze des Unternehmens geschafft hat: er identifizierte sich ein halbes Menschenleben lang mit seinem Beruf! All das jetzt – und mit einem Wisch – so kampflos aufgeben? Macht, Status, Anerkennung – wo nur bekommt er im Ruhestand dies alles wieder her? Er würde ein NIEMAND sein, nicht mehr gebraucht, ignoriert und unnütz. Seine Expertise – von keinem mehr gefragt, von niemandem mehr gewürdigt! Nein und nochmals nein: Das „Exil Ruhestand“ fällt flach. Für den Renteneintritt muss es eine aufschiebende Wirkung geben. Der Abgang jetzt – unvorstellbar für sein Ego!

Demnächst folgt Episode 4: „Begegnung mit dem Meister“. Der Held setzt seine Fahrt fort und erfährt Neues über sein Schicksal!

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Ihr (Vor)Ruhestandscoach Wolfgang Schiele

© Wolfgang Schiele 2018 | Coaching50plus | http://www.coachingfiftyplus.de